Auch mit dem Euro geht es nach Hans Redeker weiter bergab.

Foto: APA/Gindl

STANDARD: Schwellenländerwährungen sind 2015 abgestürzt. Geht das heuer so weiter?

Redeker: Sie werden weiterhin unter Druck bleiben. Die Bilanzen der Unternehmen sind ausgedehnt, sie müssen Verbindlichkeiten zurückführen. Es wird also mehr gespart, das Geld geht dann wahrscheinlich ins Ausland in den Dollar. So verlieren die Währungen weiter an Wert.

STANDARD: Welche sind am stärksten betroffen? Ölförderer?

Redeker: Ja, der Fokus ist darauf gerichtet, dass der Ölpreis sehr schwach bleibt. Daher werden die ölproduzierenden Länder große Probleme haben mit ihren Währungskursen, zum Beispiel Norwegen, Russland und die Golfländer.

STANDARD: Der Yen wurde lange Zeit als unterbewertet kritisiert – ist jetzt das Gegenteil der Fall?

Redeker: Die Währung wird unseres Erachtens fallen, weil es einen monetären Stimulus in der chinesischen Volkswirtschaft braucht. Wenn die Währung auf ein Gleichgewichtsniveau runterfällt, könnte China auch die Nominalzinsen senken. Das wäre ein richtiger Schritt für China.

STANDARD: Wie sehen Sie die konjunkturelle Lage in China?

Redeker: Sie ist angespannt. Das Problem ist, dass die offiziellen Daten zweifelhaft sind. Es wäre irgendwann mal angebracht, dass wir ein besseres Kommunizieren der Daten seitens der Volksrepublik hätten. Das wäre der Glaubwürdigkeit zuträglich.

STANDARD: Hat die Partei dort die Wirtschaft noch im Griff?

Redeker: Sie ist zum Teil noch staatsgelenkt, also ja. Es ist natürlich eine Frage ... Sehen Sie, da sage ich nichts weiter dazu. Das ist politisch inkorrekt. Man muss gewisse Rücksichten nehmen.

STANDARD: Was sind Ihre Erwartungen für den Euro?

Redeker: Er wird langfristig fallen, aber nicht im augenblicklichen Kontext. Draghi wird versuchen, die Zinsen noch weiter zu senken, aber der Einfluss auf den Euro ist marginal. Dazu muss die Volatilität an den Kapitalmärkten sinken. Dann wird Kapital exportiert. Erst dann wird auch der Euro fallen.

STANDARD: Jetzt sind die Einlagezinsen ja auch in Japan negativ.

Redeker: Die haben das gemacht, um den Yen zu schwächen. Zuletzt hat es eine große Aufwertung des Yen gegenüber dem Euro und dem australischen Dollar gegeben. Damit waren sie nicht einverstanden.

STANDARD: Wenn China auch noch abwertet, wird es für die USA aber unlustig, oder?

Redeker: Eine weitere Aufwertung des Dollars scheint die einzige Richtung zu sein, die die Währungsmärkte nehmen können. Wir exportieren letztendlich unsere Deflationsgefahr. (Andreas Sator, 20.2.2016)