Die Zahl der Cyberattacken auf Unternehmen steigt auch hierzulande tendenziell an. Neben einem Imageverlust entsteht für die betroffenen Firmen zumeist auch ein finanzieller Schaden.

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Wien – Ein Cyberangriff auf ein Unternehmen ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Erst Anfang Februar wurde durch solch eine Attacke der Internetdienste von A1 stellenweise lahmgelegt. Im Vorjahr wurden bei Anthem, einer der größten US-Krankenversicherungen, rund 80 Millionen Kundendaten gestohlen, die polnische Fluglinie LOT musste aufgrund eines Hackerangriffs ihren Flugbetrieb im Juni 2015 für rund fünf Stunden einstellen, was für rund 1400 Passagiere Verspätungen bedeutete. Bei der Lufthansa wurde gezielt das System der Flugplanung angegriffen und lahmgelegt, selbst der Deutsche Bundestag wurde im Vorjahr Opfer eines Hackerangriffs.

Schwer kalkulierbares Risiko

Mit solchen Attacken geht nicht nur ein Imageverlust einher, sondern es entsteht auch ein wirtschaftlicher Schaden. "Cyberangriffe stellen ein schwer kalkulierbares Risiko dar", teilte KPMG-Partner Gert Weidinger jüngst in einer Aussendung mit. Cyber-Security sei zudem längst nicht mehr nur ein technologisches Problem, sondern stelle auch eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung dar.

Den häufigsten Bedrohungen – Schadsoftware aus dem Internet, technischen Problemen wie Netzwerkausfällen und Angriffen von Hackern – wird laut dem aktuellen Cert- und GovCert-Bericht zur Internetsicherheit in Österreich zwar mit laufender Wartung, Updates und Schulungen entgegengetreten. 95 Prozent der befragten Unternehmen setzen dem Bericht zufolge zwar auf Anti-Virus- und Anti-Malware-Software, jedoch verwenden nur 86 Prozent eine Firewall. Cyber-Security müsse laut KPMG daher zu einem unternehmensstrategischen Thema erhoben werden.

So weit zu den statistischen Daten. Was ist aber mit dem wirtschaftlichen Schaden? Einzelne Attacken richten hierzulande laut Bundeskriminalamt im Schnitt rund 400.000 Euro Schaden an. In Einzelfällen geht die Summe gar in die Millionenhöhe.

Damit Unternehmen auf diesen Kosten nicht alleine sitzenbleiben, gibt es spezielle Versicherungslösungen, bei denen etwa IT-Spezialisten oder Experten für eine notwendig gewordene Krisenkommunikation von der Versicherung bezahlt werden. Von einer hohen Durchdringung dieser Versicherungen kann aber noch lange nicht die Rede sein. Nur rund fünf Prozent der heimischen Unternehmen haben so eine Absicherung, im KMU-Bereich sind es sogar nur rund drei Prozent. Dabei bieten etwas mehr als zehn Versicherungen seit rund fünf Jahren diesen Schutz an – darunter ausländische Anbieter wie die US-Assekuranz Chubb oder der britische Spezialversicherer Hiscox. Aber auch bekannte Häuser wie Allianz, Zurich oder die Wiener Städtische beginnen sich in diesem Bereich zu etablieren.

Die Wiener Städtische etwa hat den Bereich Cyber-Security bereits in die Haushalts- und Eigenheimversicherung integriert, um auch Schäden bei Privatpersonen abzudecken. Im Premium-Paket ist beispielsweise der Schutz gegen Phishing-Attacken bei Online-Zahlungen oder bei Kartenmissbrauch (Pay-Protection) versicherbar. "Mit der Pay-Protection werden Vermögensschäden bis 2500 Euro ersetzt, wenn sich Personen mithilfe gefälschter E-Mails vertrauliche Zugangs- oder Identifikationsdaten verschafft haben und somit unerlaubte Online-Geschäfte tätigen", sagt Hermann Fried, Vertriebsvorstand bei der Wiener Städtischen.

Hilfe auch bei Mobbing

Auch im Bereich Rechtsschutz hat die Städtische das Zusatzpaket "Internet Schutzhilfe" gelauncht. Denn auch Mobbing- und Stalking-Attacken im Internet nehmen zu. Das Paket bietet einen Notfallschutz für Privatpersonen – also etwa anwaltliche Beratung, die Veranlassung von Unterlassungsklagen oder die Hilfe bei Strafanzeigen und bei der Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen bei Fällen von Betrug, Datenmissbrauch, Verleumdung, Urheberrechts- oder Vertragsverletzungen.

Das Bedürfnis nach solch einem Versicherungsschutz sei groß, erklärt Fried. Bei einer Umfrage der Versicherung unter 14- bis 19-Jährigen gab bereits jeder Fünfte an, schon einmal Opfer von Mobbing im Internet geworden zu sein. 36 Prozent der Befragten haben Internet-Attacken im Bekanntenkreis erlebt. Und mit der Zunahme an Smartphones und Tablets steige auch die Gefahr im Privatpersonenkreis. (Bettina Pfluger, 20.2.2016)