"Können wir kurz Pause machen?", unterbricht David Schilcher das Gespräch. "Die Monarch hätt' ich gerne." Er deutet auf einen Airbus A320 der britischen Airline Monarch und zückt seine Kamera. Schilcher fotografiert in seiner Freizeit Flugzeuge – er ist Planespotter.

Salzburg bietet "Spottern" Flugzeuge im Fünfminutentakt

Jeden Wintersamstag treffen sich am Salzburger Flughafen dutzende, an Spitzentagen hunderte Gleichgesinnte. Sie bekommen einiges geboten: Im Fünfminutentakt starten und landen Maschinen voller Skitouristen aus Destinationen wie Moskau, Reykjavík und Tallinn.

Viele davon sind Charterflüge von Airlines, die man außerhalb der Wintersaison in Österreich nicht sieht. Genau deswegen ist Salzburg im Winter ein spannendes Pflaster für die Spotterszene: Seltene Flugzeuge, ungewöhnliche Lackierungen (Liveries) und weniger bekannte Airlines ziehen die Flugzeugfans in Scharen an.

Foto: derstandard.at/luger

"Ich arbeite seit 23 Jahren am Flughafen", sagt Alexander Klaus, Flughafensprecher in Salzburg, "und die Spotter waren immer schon da." Der Flughafen ließ eigens einen Hügel aufschütten, damit die Spotter über den Zaun fotografieren können, und versorgt obendrein Interessierte mit Infos zum Flugplan.

Werner Beller und seine zwei Kollegen aus München freuen sich vor allem über bunte Flugzeuge und darauf, den Tag bei einem Bier in der Salzburger Innenstadt ausklingen zu lassen. "In analogen Zeiten waren wir fast noch ein elitärer Verein, aber seit man alles mit Computern macht, ist die Zahl der Spotter unheimlich angestiegen", meint Beller.

Männerhobby

Der harte Kern der Szene in Salzburg wird auf etwa 50 Personen geschätzt, je nach Wetter und Flugplan stehen zuweilen aber auch mehrere hundert Spotter am Flughafenzaun und auf der Besucherterrasse. Mit wenigen Ausnahmen sind es Männer aller Altersklassen. Manche kommen einzeln, andere in Gruppen. Oft haben sie – neben dem Fotorucksack – kleine Leitern, Jausenpakete, Thermoskannen oder Dosenbier dabei.

Auch an Nachwuchs fehlt es nicht. Der 20-jährige Kfz-Techniker Markus Schenk etwa jagt "spezielle Liveries": "Ich habe eine Spiegelreflexkamera daheim gehabt und bin dann halt einmal mitgegangen." Seine Fotos lädt Schenk auf Plattformen wie airliners.net hoch. "Es ist schon ein Wettkampf mit anderen Spottern, so viele Lackierungen wie möglich zu fotografieren", sagt er.

"Es muss nicht jeder jedes Hobby verstehen"

Aber warum macht man das eigentlich? David Schilcher hat die Frage schon oft gehört. "Fotografieren ist meine Leidenschaft, genauso wie Flugzeuge. Andere fotografieren Blumen. Es muss auch nicht jeder jedes Hobby verstehen."

Foto: derstandard.at/luger

Manchmal bleibt Planespotting nicht nur ein persönliches Hobby. Erst vor wenigen Wochen hat ein Spotter in Bulgarien auf Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate aufmerksam gemacht. Immer wieder werden auch Fotos und Videos von Notlandungen oder Beinaheunglücken von Spottern online gestellt und an Medien übermittelt.

Brisantes Material kommt in Salzburg an diesem Februarsamstag niemandem vor die Linse. Aber darum geht es auch nicht. Am Ende des Tages ist die Sammlung eines jeden Spotters wieder um ein paar schöne Flugzeugfotos angewachsen, und man verabschiedet sich mit vollen Speicherkarten: "Bis nächste Woche!" (Sarah Brugner, Michael Luger, 22.2.2016)