Vor einem halben Jahr bestand die nationale syrische Armee nur noch aus einem Haufen dem Regime zuzurechnender Milizen. Seitdem hat ihr die russische Luftwaffe nicht nur den Weg zur teilweisen Rückeroberung von Rebellengebieten freigebombt, sondern auch syrische Regimegeneräle zumindest nominell wieder in den Kommandositz gehievt. Aber die syrische Offensive würde es ohne russische Unterstützung aus der Luft nicht geben, und auch nicht ohne Mitwirkung von schiitischen Truppen, etwa der libanesischen Hisbollah, iranischen Revolutionsgarden oder auch den im Iran rekrutierten Afghanen.

Es ist ein Merkmal von autokratischen Herrschern – meist älteren als Bashar al-Assad -, dass ihnen mit der Zeit der Sinn für die Realität abhandenkommt. Assad redet in Interviews nun so, als hätte tatsächlich er den Ausgang des Kriegs in seinem Land in der Hand: Er bestimmt, wann Schluss ist – und die geplante Feuerpause, die die Außenminister der USA und Russlands in München ankündigten, sei eine schwierige Sache, lässt er die Welt wissen.

Das stimmt ja auch. Aber dass sich Assad mit seinem Zynismus und Größenwahn momentan gerade wieder eindeutig als Akteur für die Zukunft Syriens, selbst für eine Transition, disqualifiziert, müsste sogar in Moskau auffallen. Falls Russland überhaupt noch selbst an eine politische Lösung für Syrien glaubt, sollte es in Damaskus dringend einige Dinge klarstellen. (Gudrun Harrer, 16.2.2016)