Brüssel – In den EU-Staaten klaffen einem Arbeitspapier der EU-Kommission zufolge Milliarden-Lücken bei den Geldern für den Abriss von Atommeilern und die Entsorgung strahlenden Mülls. Insgesamt fehlten in den betroffenen EU-Ländern über 118 Milliarden Euro, allein in Deutschland etwa 7,7 Milliarden Euro, heißt es in dem Papier, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag.

In der EU gibt es 16 Länder, in denen Atomkraftwerke betrieben werden. Nur in Großbritannien seien dabei ausreichend Rückstellungen gebildet worden, geht aus dem Papier hervor. In Frankreich klaffe dagegen etwa eine riesige Lücke – Rückstellungen von 23 Milliarden Euro stünden erwarteten Kosten von knapp 75 Milliarden Euro gegenüber. Über das Dokument hatte zuvor auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Insgesamt beliefen sich die zu erwarteten Kosten für eine Beseitigung der Folgen der nuklearen Energiegewinnung auf rund 268,3 Milliarden Euro, in den Staaten sei aber nur Vermögen von rund 150 Milliarden Euro gebildet worden.

In Deutschland sind die Energieriesen E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall von den nationalen Plänen für einen Atomausstieg betroffen. Die vier Betreiber haben insgesamt Rückstellungen von rund 39 Milliarden Euro gebildet, etwa die Hälfte für den Abriss und die Stilllegung, die andere für die Müllentsorgung. Unklar ist, ob die Summe ausreicht, oder ob der Steuerzahler einspringen muss.

In Deutschland soll dies eine Experten-Kommission der deutschen Bundesregierung herausfinden und klären, wie Abriss und Entsorgung geregelt werden. Deutschland hatte nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 die Abschaltung aller Atomkraftwerke bis zum Jahr 2022 beschlossen. (APA/Reuters, 16.2.2016)