Wien – Knapp sechs Wochen nach der Silvesternacht in Köln, bei der es rund um den Hauptbahnhof zu Übergriffen auf Frauen kam, ist die Zahl der Strafanzeigen auf 1.075 angestiegen. 467 davon wurden wegen sexueller Übergriffe eingebracht, der Rest wegen Eigentums- und Körperverletzungsdelikten, sagte Ulrich Bremer von der Staatsanwaltschaft Köln am Montag zum STANDARD.

1.131 Geschädigte gibt es insgesamt. 581 geben an, Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden zu sein. Die Zahl der Geschädigten und Opfer ist deshalb höher als jene der Anzeigen, weil Sachverhalte zum Teil zusammengefasst wurden, sagte Bremer.

Ausländerrechtlicher Status

Insgesamt werden 73 Männer beschuldigt. Gegen zwölf wird wegen eines Sexualdelikts ermittelt. Drei der 73 Männern sind deutsche Staatsbürger, der Rest kommt mehrheitlich aus Marokko oder Algerien, neben tunesischen, libyschen, iranischen, irakischen, montenegrinischen und syrischen Staatsbürgern. 15 der 73 Männer befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

Der überwiegende Teil der Beschuldigten halte sich seit dem Vorjahr in Deutschland auf und habe einen "ausländerrechtlichen Status", sagte Bremer. Wie der Status im Detail bei den 73 Männern aussieht – ob etwa bereits Asylantrag gestellt wurde oder ein dauerhaftes Bleiberecht besteht –, werde noch ermittelt.

Dass es sich bei nur drei der Beschuldigten um Flüchtlinge handle, wie die britische Tageszeitung The Independent berichtete, bestätigte Bremer nicht.

Keine organisierte Kriminalität

Ob die Beschuldigten aus dem Milieu von Taschendieben kommen, sei ebenfalls noch Gegenstand von Ermittlungen. Bisher gebe es aber keine Belege dafür. Auch für organisierte Kriminalität gebe es keine Hinweise – aber darauf, dass sich Gruppen über soziale Medien oder SMS verabredet hatten, so Bremer.

Bisher gibt es eine Anklage. Der Verhandlungstermin ist für 24. Februar im Amtsgericht Köln angesetzt. (cmi, 15.2.2016)