"Unser Credo ist Kontinuität", sagt Nachwuchsleiterin Zapletal.

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Nikola Bilyk setzt zum Sprung von Margareten nach Kiel an, wo er schon unterschrieben hat. Von den Fivers will er sich mit dem Triple verabschieden. Er ist "froh, dass sie mich so gut ausgebildet haben".

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Wien – Eine Handballmannschaft? Ja, zweifellos. Tabellenführer in Österreich? Stimmt ebenfalls. Doch die Fivers Margareten sind mehr als das, sie haben sich zu einem Riesenbetrieb ausgewachsen. Neben dem Primus der HLA (Handball Liga Austria) und einer Truppe in der zweiten Spielklasse (Bundesliga) gibt es nicht weniger als 18 Nachwuchsmannschaften. Der Bogen spannt sich von zwei U7-Teams bis zur U18, mit dem Damenverein MGA-Fivers wird kooperiert. Im HLA-Grunddurchgang, den sie souverän an erster Stelle beendeten, haben die Fivers insgesamt 21 Spieler eingesetzt, darunter immerhin 18, die dem eigenen Nachwuchs entsprungen sind.

Der Betrieb ist nicht über Nacht so dagestanden. Vor mehr als 25 Jahren hat Thomas Menzl den Job des Klubmanagers übernommen, im Laufe dieser 25 Jahre hat er die Basis gelegt. Der ehemalige Kreisläufer Christoph Edelmüller steht Menzl als Assistant Manager zur Seite, Sandra Zapletal wirkt seit 15 Jahren als Nachwuchsleiterin, Peter Eckl ist mit 39 Jahren ein relativ junger Trainer und lenkt doch schon seit Sommer 2010 die Fivers-Geschicke.

"Unser Credo ist Kontinuität", sagt Zapletal. Sie hat selbst Handball gespielt, bei Wat Floridsdorf, musste aber wegen einer Knieverletzung die Karriere beenden. Mit Ideen und Plänen wurde sie dann bei Menzl vorstellig, der sie quasi vom Fleck weg engagierte. "Wir können", sagt sie, "so gute Handballer hervorbringen wie jeder andere Klub der Welt." Natürlich gibt es auch das Ziel, Titel zu holen – wie 2011, als der Klub zum ersten und bis dato einzigen Mal die Meisterschaft gewann. Und vielleicht wäre das Ziel mit der Verpflichtung toller Legionäre manchmal leichter zu erreichen. "Aber in den Top vier", sagt Zapletal, "können wir uns auch mit Eigenbauspielern halten."

In guten Jahren, wenn sich mehrere Talente finden, spielen die Fivers vielleicht sogar ganz vorne mit. Heuer könnte eine solche Saison sein. Den Supercup haben die Margaretner schon geholt, im Cup stehen sie im Viertelfinale, und in der Liga führen sie recht überlegen – obwohl nach dem Grundduchgang die Punkteanzahl halbiert wurde und die Fivers in der ersten Play-off-Runde spielfrei waren. In der zweiten Runde gab es am Samstag daheim ein 34:23 gegen Leoben, der Vorsprung auf den Zweiten Krems beträgt drei, jener auf den Dritten Hard sechs Punkte. Dabei haben beide Verfolger schon ein Spiel mehr absolviert.

Die Chance auf den Meistertitel, mutmaßt Manager Menzl, ist heuer größer als in den nächsten Jahren. Im Sommer folgt ein ordentlicher Aderlass, den Fivers brechen zwei echte Stützen weg. Nikola Bilyk (19) geht zum deutschen Rekordmeister THW Kiel, dessen Trainer Alfred Gislason ihn "eines der größten Talente im Welthandball" nennt. Und Kreisläufer Tobias Wagner (20) heuert ebenfalls in Deutschland an, beim HBW Balingen-Weilstetten.

Nikola Bilyk ist dankbar

Bilyk, derzeit leicht verletzt, würde sich "gerne mit dem Triple verabschieden". Er ist "froh, dass ich hier großgeworden bin und dass sie mich so gut ausgebildet haben". Die Fivers bedauern die Abgänge, sind aber, sagt Menzl, auch stolz. "Ist ja eine Auszeichnung für uns."

Margaretens Heimstätte ist die 2003 erbaute, knapp tausend Zuseher fassende Halle Hollgasse beim Matzleinsdorfer Platz. Zuvor spielten die Fivers in der Stadthalle, in der Per-Albin-Hansson-Siedlung, überall, nur nicht im fünften Bezirk. "Die Hollgasse", sagt Menzl, "ist endlich ein Zuhause." Man trainiert und lebt miteinander, nicht mehr aneinander vorbei. Zapletal: "Die Jüngeren können sich Tipps holen." Das gilt nicht nur für Handball – tatsächlich gibt es drei Lernnachmittage pro Woche, an denen Spieler des ersten Teams bei der Aufgabe helfen oder Nachhilfe geben. Alles überaus familiär.

Die Fivers kooperieren mit etlichen Schulen in der Umgebung. Das Gymnasium Rainergasse hat eine Unterstufenklasse mit Handballschwerpunkt installiert. Einmal im Jahr bestreiten bis zu dreißig Volksschulklassen die "Handball Kids Olympiade" – mit Sport- und Geschicklichkeitsstationen, einem Quiz, mit viel Spaß. "Jedes Volksschulkind in Margareten", sagt Zapletal, "soll die Fivers kennen." Nach der Olympiade gibt es für jeden Teilnehmer ein T-Shirt. Und vielleicht hat der eine oder die andere irgendwann auch bei den Fivers ein Leiberl. (Fritz Neumann, 15.2.2016)