Karrieregefahr aus dem Internet? Am Podium bei Gastgeber Novomatic in Wien: Ilja Morozov (Trainee), Reiner Heineck (Impuls Consulting Group), Karin Bauer (STANDARD), Christian Eberherr (Admiral Casinos), Christian Barboric (IT School) und Martin Grabowski (APA).

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Die perfekte virtuelle Person mit den angemessensten Hobbys und der korrektesten Erscheinung dürfte da die größte Falle sein: Die Feuerprobe passiert analog. Da sollten Fleisch und Blut halten können, was im Netz versprochen wurde.

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"Jedes Wort ein Mord?" Die Plattform Traineenet, ein von Unternehmen gesponserter Zusammenschluss von Trainees, spielt in Zeiten der performativen Ökonomie mit perfekter Selbstdarstellung in sozialen Medien die Angstkarte aus. Was kann ich als Einsteiger falsch machen? Kann die Karriere via Facebook enden, noch bevor sie begonnen hat?

Ja, sicher! Beispiel Hasspostings und folgende Auflösung der Arbeitsverhältnisse. Zum Flüchtlingsthema hatte eine Reihe von Unternehmen eine klare Position zu Mitarbeitern und Lehrlingen bezogen, die menschenverachtende Meinungen und Aufrufe veröffentlicht hatten: keine Toleranz, sondern Trennung. Als Begründung wurde der Reputationsverlust für Firmen genannt, aber auch der schlechte Einfluss auf die gesamte Belegschaft.

Cool down

Sonst scheint der Grund zum Fürchten eher überzogen. Auch im Internet reichen Hausverstand und das Einhalten simpler Regeln des Respekts, dann herrscht kaum Gefahr für "alle, die nicht unter permanentem Darstellungszwang leiden", wie STANDARD-Karrieren-Chefin Karin Bauer sagt. Was tunlichst zu unterlassen ist, ist keine Geheimwissenschaft: nicht über den Arbeitgeber lästern. Keine peinlichen Halbnacktfotos in die Netzwerke stellen. Keine selfmade Partyvideos hochladen. Bewerbungen nicht von "Sexyhexy"-Accounts versenden. Exponierte Postings mit Klarnamen bleiben lassen. Dass es zwischen Freunden und Öffentlichkeit zu unterscheiden gilt, sollte sich eigentlich via Privatsphäreneinstellungen auch schon herumgesprochen haben.

Worauf zu achten ist

Dass Personalentscheider mittlerweile die Google-Suche beherrschen, dürfte auch bekannt sein. Andererseits: Gar keine elektronische Spur zu hinterlassen ist auch verdächtig. Dafür gibt es wieder To-dos: die Informationen in den einzelnen Kanälen aufeinander abstimmen und aktuell halten. Sich selbst regelmäßig googeln, um etwa Namensvettern, die Eigenartiges von sich geben, zu enttarnen und sich zu distanzieren. Die perfekte virtuelle Person mit den angemessensten Hobbys und der korrektesten Erscheinung dürfte da die größte Falle sein: Die Feuerprobe passiert analog. Da sollten Fleisch und Blut halten können, was im Netz versprochen wurde.

Empfehlung: Reiz und Reaktion entkoppeln. Also nachdenken und warten, bevor auf Meinungen, Nachrichten oder Fragen spontan und impulsiv geantwortet wird. Aber das ist ja auch der Generation Mail schon bekannt.

Shitstorms und Candystorms selten

Ja, für karrierewillige Junge ist es ein Aufwand, die sozialen Medien zu pflegen und sich dort zu warten. Aber man darf sich entkrampfen: Shitstorms wie etwa jener, den Spar wegen Halal-Fleisches erlebt hat, oder Candystorms wie jener, der sich über die Feldkirchener Feuerwehr nach spielerischer Sommerdusche für Flüchtlingskinder ergoss, bleiben den meisten Jungen mit Hausverstand im Netz sicher erspart. (lhag, 15.2.2016)