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Schlecht oder gar nicht bezahlte Schiedsrichter bilden einen idealen Nährboden für Manipulationen.

Foto: REUTERS/Stefan Wermuth

Manipulationsskandale haben den Fußball immer wieder schwer erschüttert und auch vor dem Tennissport machen sie nicht halt. Wie erst dieser Tage bekannt wurde, waren bereits im Vorjahr zwei Schiedsrichter vom Internationalen Tennisverband (ITF) gesperrt worden. Vier weitere wurden nun suspendiert. Ihnen wird vorgeworfen, die Veröffentlichung von Spielständen bewusst verzögert zu haben, damit Wetten noch rechtzeitig abgeschlossen werden konnten. Das bestätigte die ITF, nachdem die britische Zeitung "The Guardian" darüber berichtet hatte. Erst Mitte Jänner wurde bekannt, dass Tennisprofis aus den Top 50 Spiele manipuliert haben sollen.

Der Kasache Kirill Perfenow wurde bereits im Februar 2015 für den "Versuch, Matchscoring zu manipulieren" lebenslang gesperrt. Im August erwischte es den Kroaten Denis Pitner. Weil er einem Trainer Details zum gesundheitlichen Zustand eines Spielers weitergab und sich darüber hinaus in regelmäßigen Abständen in einen Wett-Account einloggte, wurde er für ein Jahr gesperrt. Gegen vier weitere suspendierte Schiedsrichter laufen Ermittlungen.

Wie der "Guardian" berichtete, waren vor allem Partien der Futures-Tour in Osteuropa betroffen, Spiele der untersten Kategorie im internationalen Profitennis, die nicht im Fernsehen übertragen werden. Schlecht bezahlte oder freiwillige Schiedsrichter wären für Manipulationen relativ leicht zu haben. Sie sollen aktuelle Spielstände mit bis zu 60 Sekunden Verspätung in jenes technische System eingegeben haben, das mit Livescore-Services und Wettanbietern verbunden ist. In diesem Zeitfenster seien dann Wetten auf bereits gespielte Punkte abgeschlossen und fette Gewinne erzielt worden. Angeblich sollen Wettbetrüger auch vor der Eingabe des Punktes in den Computer per SMS informiert worden sein.

Verwunderlich ist, warum die ITF die Vorfälle verschwiegen hat, obwohl die Regeln erst im letzten Jahr insofern geändert wurden, als dass Verstöße veröffentlicht werden müssen.

Als "zutiefst verstörend" bezeichnete der frühere Profischiedsrichter Richard Ings die Entwicklungen. "Ich war über 15 Jahre im professionellen Tennis als Schiedsrichter und ATP-Administrator tätig. In dieser Zeit habe ich Schiedsrichter kleinere Vergehen verüben gesehen. Aber ich habe es noch nie gesehen, dass sich Referees über die Integritätsregeln im Tennis wegen Sportwetten hinweggesetzt hätten." (red, 11.2.2016)