Hörsching/Wien – Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) rechnet damit, dass "binnen Monatsfrist" die ersten Abschiebungen mit den Hercules-Maschinen des Bundesheeres erfolgen werden. Das sagte er am Mittwoch bei einer Besichtigung eines der Flieger im Hangar 67 im Fliegerhorst Vogler im oberösterreichischen Hörsching.

Das Bundesheer verfügt über drei Maschinen des Typs C-130K Hercules. Sie sind alle in Hörsching stationiert, eine vierte dient als Ersatzteillager. Der Flieger wird in erster Linie für Material-, aber auch für Personentransporte im Zuge von Auslandseinsätzen verwendet. Maximal 92 Passagiere finden in einer Hercules Platz. Bei zwangsweisen Abschiebungen "muss man die Maschinen adaptieren, da werden es weniger sein", erwartet Doskozil. Wie viele der Flieger, die er dem Innenministerium für Rückführungen angeboten hat, für diesen Zweck zum Einsatz kommen werden, ist noch offen.

Zu den Kosten hielt sich der Minister bedeckt: Derzeit stünden 800 Flugstunden auf dem Plan, man könne – abgesehen vom Treibstoff – ohne Mehrkosten auf 1.200 aufstocken. Er gehe daher davon aus, dass die Abschiebungen mit der Hercules "wesentlich billiger" kommen werden als mit Linien- oder Chartermaschinen.

Kostenfrage noch nicht geklärt

Im Vorfeld sei noch zu klären, ob es sich um eine Unterstützungsleistung handelt, die dann vom Innenministerium zu bezahlen ist, oder um einen Assistenzeinsatz, erklärte der Minister. Für letzteren müsste sein Ressort aufkommen. "Dann fließt die Thematik in die Budgetgespräche mit dem Finanzminister ein." Die Höhe seiner Geldforderung wollte Doskozil noch nicht nennen, erst müssen Aufgabenstellung und Bedarf definiert werden. Zudem dürfe man bei aller momentaner Fokussierung auf die Flüchtlingskrise die Kernaufgaben des Bundesheeres nicht vergessen: "Das nächste Hochwasser wird kommen."

Doskozil betonte erneut, dass die geplanten 50.000 Rückführungen in den kommenden vier Jahren eine "Mindestgröße" seien. Es sei der "berechtigte Anspruch des Rechtsstaates", dass die Entscheidungen der österreichischen Gerichte auch bei negativen Asylverfahren umgesetzt werden. Darauf habe man in den vergangenen Jahren nicht so sehr geachtet, weil die Fallzahlen kleiner waren. Was ein Rückführungsabkommen mit Marokko angeht, drängt er daher zur Eile: Es sei ein zu langes Prozedere, darauf zu warten, bis es ein Abkommen der EU mit dem nordafrikanischen Staat gebe. "Ich bin eher ein Fan davon, dass wir selbst in die Offensive gehen."

Im Vorjahr seien von 8.000 Rückführungen rund 4.000 freiwillige Ausreisen gewesen, hinzu seien Dublin-Rückstellungen gekommen. Die Zahl der Flüge habe nur einen "kleinen Teil" ausgemacht, so Doskozil. Derzeit finden Abschiebungen über Frontex – oft nur einmal im Quartal – statt oder sie werden mit Linienmaschinen abgewickelt. Man müsse hier flexibler werden, findet der Minister, sowohl was Flugzeiten als auch was Destinationen angehe. Wohin die Hercules mit ihren 6.000 Kilometern Reichweite fliegen soll, ist aber noch offen. (APA, 10.2.2016)