Diyarbakir – Der Chef der Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, hat das gewaltsame Vorgehen der türkischen Armee in der südöstlichen Stadt Cizre scharf verurteilt und dem Militär schlimmste Verbrechen vorgeworfen. "Sie haben ein Massaker begangen und wollen es nicht zugeben", sagte Demirtas am Dienstag vor HDP-Abgeordneten.

Er nahm damit Bezug auf Berichte, nach denen in Cizre bei einem Einsatz gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zahlreiche Zivilisten getötet wurden.

Mehr als 200 Tote

Türkische Sicherheitskräfte und PKK-Anhänger liefern sich seit Monaten in mehreren Städten Südostanatoliens heftige Gefechte, bei denen mehr als 200 Zivilisten getötet worden sein sollen. Durch die Kämpfe wurden ganze Stadtviertel verwüstet und zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. In Cizre sollen Sicherheitskräfte 60 verletzte Menschen getötet haben, die dort in einem Keller und weiteren Gebäuden Zuflucht gesucht hatten.

Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. Der jahrzehntelange Konflikt der Regierung in Ankara mit der PKK eskalierte im Sommer wieder, der vor drei Jahren eingeleitete Friedensprozess kam zum Erliegen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45.000 Menschen getötet. (APA, 9.2.2016)