G'scheit wär's schon, aber Klugheit ist leider keine politische Kategorie. Deshalb wird die bevorstehende Abstimmung im Aufsichtsrat der staatlichen Électricité de France (EdF) letztlich wohl doch zugunsten eines Atomengagements in Großbritannien ausgehen und nicht, wie von Kernkraftgegner erhofft, dagegen. Hinkley Point im Südwesten Englands hat denn auch Potenzial, zum Synonym und irgendwann möglicherweise sogar zum Mahnmal für eine verfehlte Energiepolitik zu werden. Auf dass sich so etwas nie mehr wiederhole.

Rund 30 Milliarden wird die Errichtung zweier neuer Reaktoren kosten, die ab 2025 statt der schrittweise vom Netz gehenden schmutzigen Kohlekraftwerke Strom liefern sollen. Kostensteigerungen und Bauzeitüberschreitungen sind da noch gar nicht eingerechnet. Das Beste kommt aber erst: Ab Produktionsbeginn kann EdF 35 Jahre lang mit einem fixen Abnahmepreis von 120 Euro je Megawattstunde rechnen, der noch dazu jährlich der Inflation angepasst wird. Diese staatlich garantierte Vergütung, die dreimal höher ist als der Marktpreis heute, dürfte die Briten über die gesamten 35 Jahre mit 108 Milliarden Euro belasten.

Von so einem Geldregen, noch dazu für ein einzelnes Projekt, können Produzenten von Wind- und Sonnenenergie nur träumen. Andererseits lässt es tief blicken, wenn sich selbst ein Staatskonzern wie EdF trotz des ausgeworfenen goldenen Köders so schwertut mit der Entscheidung. (Günther Strobl, 8.2.2016)