Lech – Ob man in Gas, Autos, Immobilien oder Mode macht, in Lech haben prominente Geschäftsleute neben einem Zweitwohnsitz auch noch ein zweites Standbein. Und zwar als Touristiker.

Oleg Deripaska ließ sich ein Hotel mit Chalet bauen, Immobilienentwickler René Benko vermietet ein Edelchalet zu edlen Preisen, Siegfried Wolf (früher Magna, ÖIAG) ist seit Jahren Gastgeber im Haus Rockspitz.

Nun will sich mit Daniel Grieder, CEO von Hilfiger, ein weiterer international tätiger Manager in Lech als Gastgeber niederlassen. Aus einer Kundmachung der Bauverwaltung ist ersichtlich, dass seine Frau Sandra Grieder-Zwaan um eine Baubewilligung für ein Privatwohnhaus angesucht hat. Genehmigt wurde aber ein Wohn- und Geschäftshaus.

Gleich drei Gewerbe sollen im Haus neben der Schlosskopfbahn betrieben werden: Beherbergung (von Kaderpersonal des Konzerns); Handel, denn Grieder will im geplanten Dorfzentrum einen Hilfiger-Shop einrichten, und schließlich Werbung und PR.

Keine weiteren Ferienwohnungen

Ob das Geschäftshaus eine kreative Umgehung des neuen, restriktiveren Raumplanungsgesetzes ist, das Ferienwohnungen nur unter strengen Auflagen ermöglicht, kann Bürgermeister Ludwig Muxel (VP) nicht sagen. "Wir müssen das so sehen, wie es beantragt wird. Solange wir nicht wissen, ob das Haus anders genutzt wird, können wir nichts tun. Es wäre unseriös, im Vorhinein zu glauben, dass unrichtige Angaben gemacht werden."

680 Ferienwohnungen hat Lech laut Muxel: "Wir wollen keine weiteren." Viele der Zweitwohnsitze (genaue Zahlen unterliegen Datenschutz oder Amtsgeheimnis) wurden aus "besonders berücksichtigungswürdigen Umständen", sprich auf Empfehlung, genehmigt. Diese Möglichkeit gibt es seit der Gesetzesnovelle im Vorjahr nicht mehr.

Lech kontrolliere rigoros, ob die Auflagen für die Genehmigungen eingehalten würden, sagt der Bürgermeister. Sehr erfolgreich ist der Kontrollor nicht. 2015 gingen bei der Bezirkshauptmannschaft aus dem ganzen Bezirk Bludenz zwei Anzeigen ein, 2014 drei. Wie viele davon aus Lech, sei aus der Statistik nicht ersichtlich, sagt Bezirkshauptmann Johannes Nöbl. Ob aufgrund der Kontrollen wegen Fehlnutzung Anzeige erstattet wird, entscheide er mit dem Gemeindevorstand, sagt Bürgermeister Muxel.

Verfahrene Sache

Restriktiv geht die Gemeinde bei neuen Ferienwohnungswidmungen für Lecher Betriebe vor. So beschloss die Gemeindevertretung, die Möglichkeiten des Raumplanungsgesetzes nicht zu nutzen. Laut Gesetz könnte ein bestehender Beherbergungsbetrieb bis zu zehn Prozent der Geschoßfläche als Ferienwohnung gewidmet bekommen. Den Prozentsatz kann die jeweilige Gemeinde selbst bestimmen. "Wir haben den Satz auf null gesetzt", sagt Muxel, "als klares Bekenntnis gegen weitere Ferienwohnungen."

Das Thema Lecher Ferienwohnungen beschäftigt auch die Justiz. Ron Sommer (früher Deutsche Telekom) klagt die Gemeinde, weil er seine Widmung nicht an die Kinder weitergeben darf. Muxel: "Dieses Gerücht kann ich nicht entkräften." Die Staatsanwaltschaft Feldkirch ermittelt wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs im Zusammenhang mit Ferienwohnungswidmungen gegen Muxel, bestätigt Sprecher Heinz Rusch. Muxel will davon nichts wissen.

Ein weiteres Verfahren betrifft das Dorfzentrum: ein Private-Public-Partnership-Modell der Gemeinde mit dem Entwickler Prisma. Das Projekt liegt auf Eis, weil die EU-Kommission prüft, ob es dem europäischen Vergaberecht entspricht. Muxel: "Was sie untersuchen, wissen wir nicht." (jub, 7.2.2016)