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Smolensk-Gedenkstätte im polnischen Kalkow

Foto: EPA/PIOTR POLAK

Warschau/Moskau – Die nationalkonservative polnische Regierung will sich nicht mit den bisherigen Untersuchungsergebnissen zur Flugzeugkatastrophe von Smolensk zufriedengeben.

Verteidigungsminister Antoni Macierewicz berief am Donnerstag in Warschau in Anwesenheit von Opferfamilien eine 21-köpfige Kommission, die den Absturz der polnischen Regierungsmaschine im April 2010 untersuchen und neue Beweise finden soll. "Ich bin überzeugt, dass die Arbeit uns der Wahrheit nähert", sagte er.

Bei dem Absturz über dem russischen Smolensk waren der polnische Präsident Lech Kaczynski, Zwillingsbruder des nunmehrigen Chefs der Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, und 95 andere Vertreter der politischen und militärischen Elite Polens ums Leben gekommen.

Fehlentscheidungen der Piloten

Eine polnische Expertenkommission unter Leitung des Innenministers war bereits 2013 zu dem Ergebnis gekommen, dass Fehlentscheidungen der Piloten zu der Katastrophe führten.

Macierewicz selbst hatte vor dem Regierungswechsel im vergangenen Jahr eine eigene Kommission geleitet, in der er zu beweisen versuchte, dass es an Bord der Tupolow eine Explosion gab. Dies sollte die Theorie eines Anschlags auf den Präsidenten erhärten, von der der nationalkonservative Parteichef Jaroslaw Kaczynski und seine Anhänger überzeugt sind. Einige geben Russland die Schuld an der angeblichen Attacke.

Moskau begrüßte in einer ersten Reaktion die neue polnische Untersuchung. "Das ist das souveräne Recht von Polen, dem polnischen Volk – die Wahrheit zu kennen und zu suchen", sagte eine Pressesprecherin des russischen Außenministeriums. Sie betonte allerdings, wenn Polen noch Fragen über den Absturz habe, möge es sich diese selbst beantworten. "Von unserer Seite aus ist alles aufgeklärt", sagte die Sprecherin. Sie hoffe darauf, dass die polnische Untersuchung keine politischen Hintergründe habe. (APA, dpa, 4.2.2016)