Düstere Jahresbilanz für Shell: Der Ölkonzern verdiente 2015 um 90 Prozent weniger als im Jahr davor.

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London – Die abgestürzten Ölpreise haben auch beim britisch-niederländischen Rohstoffriesen Royal Dutch Shell den Gewinn einbrechen lassen. Unterm Strich verdiente der Konzern 2015 noch 1,9 Milliarden US-Dollar (1,7 Mrd. Euro) – fast 90 Prozent weniger als 2014. Dies teilte das Unternehmen am Donnerstag in London mit. Das Ergebnis ist sein niedrigstes seit mindestens 13 Jahren.

Shell steht kurz vor der Übernahme des britischen Gasförderers BG Group und hatte bereits Ende Jänner vorläufige Zahlen gemeldet. Angekündigt wurde, im Zuge des BG-Deals rund 10.000 Stellen in beiden Konzernen abzubauen – dies wurde nun bestätigt. Der Sparkurs bei Shell soll fortgesetzt werden, die Kosten sollen im laufenden Jahr um weitere drei Milliarden Dollar gedrückt werden.

Alle Ölkonzerne stehen derzeit wegen des Ölpreisverfalls unter hohem Druck; auch BP, ExxonMobil oder Chevron macht die Schwemme des wichtigen Rohstoffes zu schaffen. Wie einige Konkurrenten lässt aber auch Shell die Dividende unangetastet: Seinen Anteilseignern will das Unternehmen für das abgelaufene Jahr 1,88 Dollar je Aktie zahlen.

Weitere Kürzungen

Konzernchef Ben van Beurden kündigte am Donnerstag zusätzliche "wirkungsvolle Entscheidungen" an, um die Folgen des Ölpreisverfalls zu bewältigen. Schon 2015 verkaufte Shell Geschäftsteile im Wert von 5,5 Milliarden Dollar. Eine Reihe von milliardenschweren Projekten wurde kassiert, darunter die umstrittene Ölsuche vor der Küste Alaskas. Die Investitionen wurden um 8,4 Milliarden auf 28,9 Milliarden Dollar zurückgefahren. In diesem Jahr dürfte es effektiv eine weitere Senkung geben. Denn die erwarteten Ausgaben von 33 Milliarden Dollar beziehen die für rund 50 Milliarden Dollar übernommene BG Group bereits mit ein.

Auch Statoil streicht Investitionen

Auch der norwegische Statoil-Konzern will seine Investitionen drosseln. Diese sollen nach Angaben des Managements in diesem Jahr nur noch 13 Milliarden Dollar betragen. Das sind 3,5 Milliarden weniger als im Oktober angekündigt und 1,7 Milliarden weniger als 2015. Der Gewinn im vierten Quartal von umgerechnet 1,6 Milliarden Euro (15,2 Milliarden Kronen) lag 43 Prozent unter dem Wert vor Jahresfrist, übertraf aber die Analystenerwartungen.

Die Ölpreise sind seit Mitte 2014 um etwa 70 Prozent gefallen. Auch die US-Branchengiganten Exxon Mobil und Chevron präsentierten zuletzt die schwächsten Bilanzen seit mehr als einem Jahrzehnt, die britische BP sogar einen Rekordverlust. Sparprogramme mit teils massiven Stellenstreichungen ziehen sich durch den gesamten Industriezweig. Nur die Dividenden bleiben größtenteils unangetastet. Als einziger der großen europäischen Ölproduzenten hat bislang der italienische Eni-Konzern die Ausschüttung an die Aktionäre gekürzt. (Reuters/APA, 4.2.2016)