Kay Bartrow
Schwachstelle Knie

Trias Verlag, 2015
152 Seiten, 18,50 Euro

In die Knie gehen: Für Warzenschweine ganz normal, für Menschen mit Knieproblemen nicht. Ein Übungsprogramm in Buchform hilft Kniekranken wieder auf die Beine.

Foto: Imago

Der menschliche Geist folgt einer klaren Strategie. Solange es keine Probleme gibt, wird nicht so genau hingeschaut. Dieser Grundsatz gilt auch für die Selbstbetrachtung. Solange nichts weh tut, ist alles egal. Und wenn etwas weh tut, dann sollen es die Ärzte schnell wieder richten.

Das Knie ist ein Paradebeispiel für Verdrängung. Es ist rein anatomisch eines der kompliziertesten Konstrukte des menschlichen Körpers und weil es viel aushält, beschäftigen sich die wenigsten mit dieser Schwachstelle des menschlichen Bewegungsapparats.

Ab dem 40. Lebensjahr beginnen meist die ersten Probleme und spätestens dann sollten sich Betroffene kundig machen. Ein neues im Trias-Verlag erschienenes Buch bringt Kniegeplagte auf Augenhöhe mit ihren Orthopäden. "Schwachstelle Knie" geht die Sache ganz grundsätzlich an.

Schmerzfrei lesen

Autor Kay Bartrow, selbst Physiotherapeut, gibt seinen Lesern erst einmal das anatomische Rüstzeug. Abbildungen zeigen, wo welche Bänder laufen, wie der Meniskus eingespannt ist und wie das gesamte Gelenk mit der Muskulatur verbunden ist.

Das klingt nicht aufregend, doch wer Schmerzen hat, will genau das wissen und braucht vielleicht auch eine Zeit, sich in das eigene Gelenk hineinzudenken. Dann listet Bartrow sämtliche Störquellen auf: Von anatomischer Fehlhaltung (Beinachse) bis zur Überbelastung ("Schmerz ist ein Signal, aufzuhören").

Im großen "Knie-Eignungstest" können die Leser durch entsprechende Übungen selbst ihr Knie-Problem orten. Einen Arztbesuch kann so eine Art von Selbstdiagnose nicht ersetzen, als Vorbereitung für ein Gespräch mit dem Orthopäden sind diese paar Seiten aber allemal nützlich.

Großes Bilderbuch

Auch was Diagnose- und Therapieoptionen betrifft, bleiben kaum Fragen offen. Autor Bartrow kennt die Klientele der Knieschmerzgeplagten und hat den Läufern ein eigenes Kapitel gewidmet.

Der eigentliche Hauptteil des Buches ist jedoch eine ausführlich bebilderte Übungsanleitung – zur Regeneration genauso wie zur gezielten Entlastung des Knies durch die Stärkung der Muskeln. Ein 40-Jähriger Mann zum Beispiel sollte locker 60 Kniebeugen schaffen, eine 40-jährige Frau 39.

Das sind kurzweilige Details, aber klar ist, dass bei Knieschmerzen ein physiotherapeutisches Übungsprogramm sehr erfolgreich sein kann. Was Knie mögen, und was hilft, wenn auch Gymnastik nicht mehr hilft, ist in diesem bildreichen Band gut und verständlich nachzulesen. (Karin Pollack, 8.2.2016)