Tim Peake ist der erste Brite auf der internationalen Raumstation ISS. Erst kürzlich machte er mit der Aufnahme von "Weltraum-Selfies" bei einem Reparaturspaziergang von sich reden. Doch der Astronaut hat auch noch eine Nebenmission auf 400 Kilometer Flughöhe. Er ist Schirmherr über zwei "Astro Pi", sensorbestückten Geräten, die von einen Raspberry Pi angetrieben werden, berichtet Wired.

Beide Astro Pis stecken in widerstandsfähigen Gehäusen und verfügen über "Sense Hat"-Technologie. Damit können sie verschiedene Messdaten der ISS auslesen. So erfassen sie die Bewegung der Station, die Umweltbedingungen an Bord und auch Informationen zum Erdmagnetfeld. Ein Gerät ist mit einer Infrarot-Kamera bestückt, das andere mit einem konventionellen Fotosensor.

Schülersoftware

Auf den kleinen Rechnern laufen Programme, die von Schülern in Python entwickelt wurden. In einem Wettbewerb wurde ermittelt, welche Software den Weg ins Weltall antreten darf. Seit 6. Dezember sind die Geräte an Bord. Das erste wurde nun in Betrieb genommen, zum Start nahm Peake live Fragen aus dem "kosmischen Klassenzimmer" – 300 zugeschalteten Schülern – entgegen. Der Betrieb der kleinen Rechner wird auch über eigene Twitter-Accounts dokumentiert.

Die Schüler-Apps erfüllen verschiedenste Zwecken. Eines zeigt etwa die Flagge jenes Landes an, über dem die ISS sich gerade befindet. Installiert ist auch ein Spiel zum Test der eigenen Reaktionszeit, mit dem Peake die Entwicklung seiner kognitiven Leistungsfähigkeit während seines Aufenthalts im All dokumentieren wird. Alles, was die verschiedenen Programme aufzeichnen, wird anschließend von den Schülern ausgewertet.

Foto: Tim Peake/Twitter

Astronaut als Botschafter

Raspberry Pi-Erfinder Eben Upton zeigt sich begeistert. "Es ist absolut fantastisch und wir freuen uns schon darauf, zu sehen, was die Kinder mit den Daten anstellen können", erklärt er. Er freut sich, dass die kleinen Computer dazu beitragen, junge Generationen für das Programmieren und das Weltall zu begeistern. Viel Lob findet er für Peake, der die Rolle als "Botschafter" für das Schülerprojekt angenommen hat.

Raspberry Pi-Erfinder sieht Zukunft im All

Upton denkt, dass Produkte wie der Raspberry Pi eine Zukunft im All haben könnten. So verfüge der Marsrover Curiosity über ähnliche Leistungskapazitäten, seine eigens angefertigte Hardware sei aber um viele Potenzen teurer. Damit kaufe man sich Widerstandsfähigkeit für die Bedingungen am Mars. Für Anwendungen im nahen Erdorbit gäbe es aber andere Wege. Der Pi könne hier als nicht-missionskritische Hardware für Kostenersparnis und Redundanz sorgen.

Foto: ESA

Die Raspberry Pi-Foundation hat Ende 2015 den Raspberry Pi Zero veröffentlicht1. Die abgespeckte Variante des kleinen Rechners kostet nur wenige Euro und war in kurzer Zeit ausverkauft. Die Nachfrage ist laut Upton weiterhin hoch, so dass man mit der Produktion kaum nachkommt. "Man stellt 10.000 Stück her und sie verdunsten in zehn Minuten", meint er scherzhaft. "Man freut sich, wenn man solche Probleme hat." (gpi, 03.02.2016)