Kairo – Tschechischen Archäologen ist in Ägypten ein einzigartiger Fund gelungen: Die Forscher legten nahe des ägyptischen Pyramidenfeldes Abusir ein Begräbnis-Boot frei, das für mehr als 4.500 Jahre im Sand verborgen lag. Die große hölzerne Barke ist nach Angaben der Wissenschafter in einem ungewöhnlich guten Erhaltungszustand.

Die Überreste der großen Mastaba in der Nekropole von Abusir.
Foto: APA/AFP/EGYPTIAN MINISTRY OF ANTIQUITIES

Seit 2009 graben die Archäologen vom ägyptologischen Institut in Prag in der Nekropole von Abusir zwischen Giseh und Sakkara an einer 52,6 Mal 23,80 Meter großen Mastaba (AS 54), einer rechteckigen Grabanlage mit schrägen Seitenwänden. Die ungewöhnliche Größe und architektonische Details weisen auf den hohen sozialen Status der hier beigesetzten Person hin. Der eigentliche Begräbnisschacht konnte allerdings noch nicht lokalisiert werden.

Holzboot überdauerte Jahrtausende

Was die Archäologen bei weiteren Grabungen allerdings entdeckten, war mindesten genauso spektakulär: Unter dem Sand 12 Meter südlich der Mastaba stießen die Wissenschafter im Vorjahr auf die Überreste eines 18 Meter langen Holzbootes. Dank des außerordentlich guten Konservierungszustandes befanden sich die Holzstifte, mit denen die fragilen Planken der Barke zusammen gehalten wurden, noch in ihrer ursprünglichen Position. Darüber hinaus entdeckte man noch Seile aus Pflanzenfasern, die dazu gedient hatten, die Fugen zwischen den Planken abzudichten. Bis heute sind nur wenige derart gut erhaltenen Begräbnisbarken aus dem Alten Ägypten bekannt.

In den Planken der Barke fanden sich sogar noch die hölzernen Verbindungsstifte in ihrer Originalposition.
Foto: APA/AFP/EGYPTIAN MINISTRY OF ANTIQUITIES

Aufgrund ihrer Lage und Ausrichtung dürfte die Barke zu der Mastaba AS 54 gehören. Bisherige Datierungen legen nahe, dass Boot und Grabmal vom Ende der dritten oder Anfang der vierten Dynastie stammen und um 2550 vor unserer Zeitrechnung gebaut wurden. Die Nennung des Namens "Pharao Huni" auf einer in dem Grab entdeckten Steinschale untermauert die zeitliche Einordnung.

Wem gehörte die Barke?

Die Barke selbst gibt den Archäologen allerdings auch Rätsel auf. "Boote dieser Größe waren während dieser zeitlichen Periode nur den höchsten Rängen der Gesellschaft vorbehalten, die fast immer zur Königsfamilie gehörten", erklärt Grabungsleiter Miroslav Bárta. Doch in dem Areal findet sich keine entsprechende königliche Pyramide in unmittelbarer Nähe, wie es bei Gräbern der Königsfamilie eigentlich üblich war. Die Archäologen rechnen jedenfalls noch mit weiteren wichtigen Funden, die hoffentlich auch dazu beitragen, die Identität der hier beigesetzten Person zu offenbaren (red, 2.2.2016)