Gerald Fleischhacker hält sich bei "Bist du deppert!" an die Fakten, die ihm von der Plattform "Dossier" zugespielt werden.

Foto: Lisa-Maria Trauer

Wien – Ein Krankenhaus, das wenige Jahre nach seinem Bau schon so marod ist, dass ein Neubau billiger kommt als eine Sanierung; eine öffentliche Toilette, deren stylishe Bauart die Kosten in die Höhe treibt; nicht gendergerecht formulierte Strafzettel, die aufwendigst vernichtet werden, obwohl kein Grund dafür besteht: Kabarettist Gerald Fleischhacker und Kollegen setzen sich wieder betont humorvoll mit vermeintlicher Steuergeldverschwendung auseinander. "Es entfleucht einem wirklich dieses ‚Bist du deppert!‘", sagt Fleischhacker – dieserhalb der Titel der Sendung. Am Dienstag, dem 2. Februar, sendet Puls 4 die zweite Staffel von "Bist du deppert!".

Das denkbar einfache und nicht ganz neue Konzept: Fleischhacker versammelt vier Komödianten um sich, die jeweils in eigens gestalteten Beiträgen Fälle von verschwendetem öffentlichem Geld aufdecken. Schon seit 2013 versucht es der deutsche Brachialkomiker Mario Barth auf RTL mit einer ähnlichen Sendung.

Investigativer Journalismus

Im Aufdecken solcher Missstände versucht sich der Privatsender an einer grundjournalistischen Aufgabe – die Recherche erledigt dabei die investigativjournalistische Plattform "Dossier". "Da stimmen auch die Fakten – nichts wäre blöder, als wir klopfen jemandem auf die Finger, und dann stimmt etwas davon nicht", sagt Fleischhacker.

Schauspieler Gregor Seeberg, Mitaufdecker bei "Bist du deppert!", sieht den Reiz der Sendung auch darin, "den Mächtigen ans Bein zu pinkeln", und im Potenzial für den "Ansatz eines reinigenden Prozesses. Dann darf zum Beispiel der Bürgermeister nicht mehr schalten und walten, wie er will."

Im Privatfernsehen ist halt einfacher anpinkeln: "Beim ORF würde eine Sendung wie 'Bist du deppert!' ganz so hart nicht gehen", sagt Fleischhacker, der den Öffentlich-Rechtlichen auch als Auftragnehmer kennt. "Gerade in Zeiten vor Wahlen wäre es dann schwierig im ORF." Immerhin kommt auch so mancher Landespolitiker in der Sendung nicht gut weg.

In der Sendung wird all das freilich mit viel Haha und "Unser Geld vs. die da oben" verpackt. Die Beiträge zu den einzelnen Themen bekommen ein bisschen mehr Videofilter und Spaßmusik ab, als ihnen guttut. Doch der Anspruch ist hehr, und auch wenn die komische Dynamik im Studio oft etwas holprig daherkommt, schafft "Bist du deppert!" den Spagat zwischen Unterhaltung und Information recht gut. Dass das beim Publikum gut ankommt, zeigte sich bereits in den Quoten der ersten Staffel: 9,9 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe erreichte die beste Folge im Mai 2015.

Unterhaltungsspagat

Gedreht wurden alle Folgen der zweiten Staffel bereits im Oktober – inklusive der (damals aktuell) rein männlich besetzten oberösterreichischen Landesregierung als Running Gag. Fleischhacker findet den späten Sendetermin "natürlich schade. Aber die Geschichten haben trotzdem das Potenzial, zu überraschen". (sefe, 2.2.2016)