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Wenn Chinas Wirtschaft schwächelt trifft das auch den Rest der Welt.

Foto: Reuters/China Daili

Schanghai – Die chinesische Industrie hat ihre Talfahrt zu Jahresbeginn beschleunigt. Das schürt die Furcht vor einer globalen Konjunkturflaute. Der offizielle Frühindikator, der insbesondere die Stimmung in großen staatlichen Unternehmen abbildet, fiel von 49,7 auf 49,4 Punkte. Der Einkaufsmanagerindex PMI lag damit auf dem tiefsten Stand seit August 2012 und unter der kritischen Marke von 50 Zählern, bei der von einem Rückgang der Industrie auszugehen ist. Die industrielle Tätigkeit schrumpfte damit den sechsten Monat in Folge.

Der Einkaufsmanager-Index der Mediengruppe Caixin, der die Privatwirtschaft stärker gewichtet, steht noch einen Punkt tiefer. Die Daten sind die zweite Hiobsbotschaft für die Weltwirtschaft binnen weniger Tage. Zuvor hatte sich das US-Wachstum deutlich abgekühlt.

Rückläufige Nachfrage

Die Sorge vor einer rückläufigen Nachfrage des rohstoffhungrigen Schwellenlandes China setzte den Preisen für Öl und Kupfer zu. In Schanghai schloss die Börse am Montag auch aus diesem Grund niedriger. Auch Anleger in Deutschland reagierten irritiert, was die Kurse im Leitindex Dax in Frankfurt drückte.

Die deutsche Industrie wächst unterdessen, schaltet jedoch einen Gang zurück. Dies gilt auch für die Branche in der Eurozone. Neben Deutschland verlangsamte sich das Wachstum in Italien und den Niederlanden. Die deutsche Wirtschaft wickelte mit China 2014 – Detaildaten für 2015 sind noch nicht erhältlich – einen Warenhandel von über 150 Milliarden Euro ab. Die Volksrepublik war damit nach Frankreich, den USA und Großbritannien der viertgrößte Abnehmer ihrer Exportprodukte.

Fallende Preise

Doch die Industrie im Reich der Mitte kämpft mit fallenden Preisen und einer schwachen Auslastung. "Der Industriesektor bleibt im trüben Fahrwasser", sagte NordLB-Ökonom Frederik Kunze. Auf die Stimmung drücke auch die Ankündigung des Staates, einschneidende Eingriffe vorzunehmen. So könnte die Schrumpfkur der Stahlindustrie bis zu 400.000 Arbeitsplätze kosten.

Konkurrenten aus Übersee wie ThyssenKrupp beobachten die Entwicklung genau: Der Stahlsparte des Konzerns machen unter anderem Billigimporte aus dem asiatischen Land zu schaffen. Die deutschen Maschinenbauer blicken mit Sorge auf den großen Absatzmarkt China, wo sich die Geschäfte nicht so positiv entwickeln, wie dies beispielsweise in Indien der Fall ist.

Grund zur Sorge für Nowotny

Auch der Europäischen Zentralbank (EZB), die weitere Maßnahmen zum Ankurbeln der flauen Wirtschaft prüft, bereitet die Lage zunehmend Kopfzerbrechen. "Die jüngsten Entwicklungen in China sind von besonderer Sorge", sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny. Damit steige die Gefahr, dass es wieder zu krisenhaften Entwicklungen in den Industriestaaten komme, sagte Österreichs Notenbank-Gouverneur bei einer Konferenz in Budapest. Das drängendste Thema seien die Finanzmarktschwankungen und die wirtschaftliche Schwäche in einigen Schwellenländern. "In anderen Worten gesagt: Die Schwellenländer bringen nun die Krise zu uns zurück", sagte Nowotny mit Blick auf die starke wechselseitige Abhängigkeit in der Weltwirtschaft.

Peking peilt 2016 laut Insidern ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von nur noch 6,5 bis sieben Prozent an. 2015 hatte die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft mit 6,9 Prozent so schwach zugelegt wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

Der Währungsfonds IWF hatte zuletzt vor wachsenden Risiken für die Weltwirtschaft gewarnt. Er verwies auf den schwierigen Umbau der chinesischen Wirtschaft. Peking will die exportlastige Wirtschaft Richtung privaten Konsum umpolen. (Reuters, dpa, ung, 2.2.2016)