Der Winter ist auch nicht mehr, was er einmal war. Das trifft die Hobbyisten im Skiurlaub, das trifft die Profis im Weltcup. Plus und plus (am Thermometer) ergibt minus. Von klimatischen Ausreißern kann längst nicht mehr die Rede sein, es wird schlicht und ergreifend insgesamt wärmer. Wie sehen die Winter in fünf, in zehn, in zwanzig Jahren aus? In vielen Tourismusorten muss man sich etwas überlegen. Vor allem nicht gar so hoch gelegene Gebiete bekommen immer öfter Probleme. Noch halten die meisten mit aller Kraft dagegen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Über den Sommer wird Schnee gehortet, es werden künstliche Seen angelegt, es wird Schnee erfunden, der sich bei Plusgraden herstellen lässt, es wird beschneit auf Teufel komm raus. Das kostet Geld, der Skisport wird teurer. Die Gäste werden nicht mehr, und weniger Gäste müssen erst recht mehr bezahlen.

Der alpine Skizirkus ist die Werbelokomotive des Fremdenverkehrs. Da und dort wird Schnee mit Helikoptern vom Gletscher gebracht, damit am Ende ein weißes Band in der ansonsten aperen bis grünen Landschaft liegt. Absagen wie am Sonntag tun besonders weh. Klarerweise wird alles versucht, um Rennen irgendwie über die Bühne zu kriegen – siehe Kitzbühel, wo man sich seit jeher an üblen Stürzen und neuerdings an Filmen darüber ergötzt und wo diesmal sogar einige der Besten im Krankenhaus landeten. Künftig wird es entweder noch mehr Absagen oder noch mehr Verletzte geben. Oder beides.

Es ist, wenn man die Anzahl ihrer Erfolge betrachtet, ein Winter für die Norweger. Es könnte, wenn er zum fünften Mal den Gesamtweltcup gewinnt, der Winter des Marcel Hirscher werden. Doch angesichts der Verletzten und Absagen – und angesichts der Schnee- und Preislage in vielen Orten – lässt sich eines jetzt schon festhalten: Es ist ein Winter zum Vergessen. (Fritz Neumann, 1.2.2016)