Efgani Dönmez traute sich am Freitag Abend "in die Höhle des Löwen".

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Linz – Die Mischung ist eigentlich politisch hochexplosiv: Rund 50 Freiheitliche und ein Grüner gemeinsam in einem geschlossenem Raum. Doch wer hier von einem lautstarken Aufeinanderprallen unterschiedlichster Weltanschauung ausging, wurde am Freitagabend in Linz enttäuscht. In einem Hinterzimmer des Gasthauses "Schiefer Apfelbaum" trat der ehemalige grüne Bundesrat Efgani Dönmez an, um das aus dem Lot gekommene grün-blaue Verhältnisse zumindest ein klein wenig gerader zu rücken.

Geladen war der umstrittene Grün-Politiker von den Freiheitlichen Arbeitnehmer Oberösterreichs (FA), im Gepäck hatte Dönmez einen Vortrag zum Thema "Integration am Arbeitsmarkt". Der Auftritt des gelernten Sozialarbeiter, der gern mit kontroversen Aussagen zur Integrationspolitik auffällt, hatte zumindest im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt. Dönmez rechtfertigte seinen FPÖ-Ausflug damit, dass er "im Gegensatz zu manchen Kollegen" den Mut habe und "in die Höhle des Löwen" gehe "statt Diskussionsverweigerung zu betreiben" – DER STANDARD berichtete.

Grüner Vorzeige-Migrant

Auf blauer Seite wusste man auf jeden Fall den grünen Mut zu schätzen. "Danke, dass du der künstlichen Hysterie rund um dem heutigen Abend so professionell entgegengetreten bist", merkte FA-Landesobmann Gerhard Knoll in seiner Begrüßung an. Und begründete auch gleich die durchaus ungewöhnliche Einladungspolitik: "Du hast in der Vergangenheit immer wieder mit deinen Aussagen für Aufregung gesorgt – und uns hat das imponiert." Nachsatz: "Gebe es lauter Migranten wie Dönmez, dann bräuchten wir den heutigen Vortragsabend nicht." Und überhaupt sieht man sich eng verbunden mit dem grünen Enfant terrible: "Er ist einer aus unserem Stall – jetzt nicht politisch, aber er hat Installateur gelernt. Er ist ein gelernter Arbeiter, er kennt den Dreck unter den Fingernägeln."

Eiligst war Dönmez dann bemüht klarzustellen, dass er "jetzt kein Blauer" werde. "Ein Mandatswechsel kommt für mich nicht in Frage und keiner von euch wird wohl nach dem heutigen Abend ein Grüner werden – ich habe heute keinen Missionierungsauftrag. Aber ich betreibe auch keine Diskussionsverweigerung."

Integrations-Appell

Inhaltlich legte Dönmez seinen Vortrag betont sachlich an und verzichtete, wohl zum Leidwesen manch Anwesender, auf markige Sprüche. Mit aktuellen Zahlen aus der Arbeitsmarktstatistik untermauert, referierte Dönmez unaufgeregt über die Chancen aber auch Risken der Zuwanderung für den heimischen Arbeitsmarkt. Mit einem klaren Fazit: "Nicht jeder wird bei uns bleiben können. Investieren wir daher in die, die eine Bleibeperspektive haben. Wir müssen diese Menschen gut abholen. Wenn der Wille vorhanden ist, dann ist eine gelungene Integration möglich."

Auch im Publikum hielt man sich mit allzu heftiger Kritik auffallend zurück. So manchem Ausreißer konterte Dönmez scharf. Etwa auf die Frage "Warum bist du für die geheime Islamisierung Österreichs?" kam die klare Antwort von grüner Seite: "Ich lasse mich jetzt sicher nicht von dir mit irgendwelchen Volltrotteln in einen Topf schmeißen."

Zumindest aber scheint Dönmez auf den Geschmack gekommen zu sein: Gebucht ist der Grüne nämlich schon für den nächsten heiklen Vortrag. Wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" berichten, wird Dönmez am 8. April auf Einladung der nationalen Burschenschaft "Eysn zu Steyr" einen Vortragsabend zum Thema "Falsch verstandene Toleranz. Politikerversagen in Sachen Integration" halten. Sehr zum Ärger der grünen Parteijugend. Im Steyrer Kulturzentrum "Röda" hat man daher am 8. April eine Gegenveranstaltung samt Vortrag "Rechte Ökologie – braune Flecken der Grünen Bewegung" angesetzt. (Markus Rohrhofer, 30. 01. 2016)