Schon ab 1802 wurde in Teesdorf Baumwolle gesponnen, die Alte Spinnerei stammt aber aus 1910. Die damals neuen Eigentümer beauftragten den Industriearchitekten Bruno Bauer mit der Planung.

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Mehr als zwei Jahrzehnte stand der alte Industriebau leer, ...

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... es drohte der Verfall.

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Nun wurde die alte Teesdorfer Spinnerei um Gesamtprojektkosten von mehr als elf Millionen Euro revitalisiert.

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Im Schatten des Wasserturms entstand ein Swimmingpool.

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83 Jahre lang wurde in dem alten Gemäuer Baumwolle gesponnen. Als die Linz Textil AG, der letzte Eigentümer, im Jahr 1993 damit aufhörte, stand die Gemeinde Teesdorf im niederösterreichischen Bezirk Baden aber vor einem Problem: Was tun mit der nunmehr "Alten Spinnerei"?

"Kaum noch Hoffnung"

Zahlreiche Konzepte wurden erstellt, was man mit dem alten Industriebau – einem der ersten Stahlbetonbauten Österreichs – anstellen könnte. Seine Vorgänger hätten sich aber allesamt an dem Objekt, das unter Denkmalschutz steht, die Zähne ausgebissen, sagt Hans Trink, aktueller Bürgermeister von Teesdorf. "Wir hatten schließlich kaum noch Hoffnung, dass das Gebäude gerettet werden kann." Niemand traute sich zu, den Umbau anzugehen, es drohte der unweigerliche Verfall.

Hilfe kam in Form der Landesregierung, erzählte Trink vor wenigen Tagen bei der Wiedereröffnung des Gebäudes. Wohnbaulandesrat Wolfgang Sobotka hatte neben der "normalen" niederösterreichischen Wohnbauförderung in Form eines günstigen Darlehens auch einen nicht rückzahlbaren Zuschuss zugesagt, der für die denkmalschutzbedingten Mehrkosten bis zu einer Höhe von 150.000 Euro gedacht ist.

Baurechtsvertrag

Außerdem vermittelte Sobotka der Gemeinde den Kontakt zur Gewog Arthur Krupp GesmbH, einer Tochter der gemeinnützigen Genossenschaft Wien Süd. Diese schloss mit der Liegenschaftseigentümerin, der Linz Textil AG, einen Baurechtsvertrag und ließ den Umbau zu einem Wohngebäude planen. "Das Gebäude wurde entkernt, unter anderem mussten 870 m³ an Stahlbetondecken und rund 550 m³ an Stahlbetonunterzügen entfernt werden", berichtet Fritz Klocker, Geschäftsführer des Bauträgers. Entfernt wurden außerdem 8000 Laufmeter an Rohrleitungen.

69 durchwegs großzügig gestaltete geförderte Mietwohnungen mit Größen zwischen 49 und 96 m² wurden in der großen ehemaligen Industriehalle eingebaut, dafür wurden unter anderem 45.000 m² Gipskartonplatten verwendet. Oben auf dem Dach, gleich neben dem markanten Wasserturm, entstand ein Swimmingpool.

Küchen ohne Fenster

"Aus einer ganz besonderen Industrieruine ist ein ganz besonderes Wohnhaus geworden", zeigt sich Klocker erfreut. Die Diskussionen mit dem Denkmalschutz seien zwar "manchmal schwierig, manchmal kontroversiell" gewesen und hätten sich in die Länge gezogen, doch letztlich habe man es geschafft, dass in das alte Gebäude neues Leben einkehrt.

66 der 69 Wohnungen sind bereits vergeben. Die restlichen drei haben einen kleinen Makel, baubedingt wurde hier nämlich die Küche ohne Fenster ausgestattet. Klocker ist aber zuversichtlich, auch diese drei Wohnungen demnächst vergeben zu können.

Mieten erst ab März fällig

Für Jänner und Februar werden nur die Betriebskosten fällig, die Mieten müssen erst ab März bezahlt werden. Diese beginnen bei 425 Euro (brutto inkl. Heizkosten), die Baukostenbeiträge liegen je nach Wohnungsgröße zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Der fällige Baurechtszins an die Linz Textil AG ist in die Mieten übrigens schon eingerechnet. (Martin Putschögl, 30.1.2016)