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Mehr Zika-Erkrankungsfälle als in Kolumbien gibt es nur in Brasilien, das derzeit am stärksten betroffen ist.

Foto: Reuters/JUAN CARLOS ULATE

Wien/Kopenhagen/Bern/Rio de Janeiro/Brasilia – Das Zika-Virus ist offenbar auch in Österreich diagnostiziert worden. Wie das ORF-Ö1-Morgenjournal am Donnerstag unter Berufung auf das Tropenmedizinische Institut der MedUni Wien berichtete, soll sich eine österreichische Touristin bei ihrer Reise nach Brasilien infiziert haben.

Panik sei deshalb aber nicht angebracht: Unter der Voraussetzung, dass die Patientin nicht schwanger ist, "ist das so wichtig, als würde in China ein Reissack umfallen", sagt der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch. Es sei zu befürchten, dass immer wieder Reisende in den nächsten Wochen mit dem Zika-Virus zurückkehren werden. "Vier Fünftel werden es nicht einmal merken", betont der Experte. Sein Resümee: Für die Betroffenen sei es, "sofern sie nicht schwanger sind, völlig egal".

Eine Epidemie sei in Österreich nicht zu befürchten: "Erstens ist es zu kalt", betont Kollaritsch, außerdem gebe es hierzulande "keine kompetenten Überträger". Wichtig sei das Auftreten des Virus allenfalls bei der Diagnostik. Eine Gefahr gebe es aber für Schwangere oder solche, die es werden wollen: So sei bei Honeymoon-Reisen Vorsicht geboten, etwa in die Dominikanische Republik, wo ebenfalls bereits Fälle des Zika-Virus registriert wurden.

Schweiz und Dänemark

Aus der Schweiz wurden am Mittwoch zwei Infektionsfälle gemeldet, aus Dänemark einer. Alle Betroffenen waren kürzlich in Süd- und Mittelamerika unterwegs, wo das Virus in den vergangenen Wochen hauptsächlich aufgetreten war.

In der Schweiz wurde das Virus nach Angaben der Gesundheitsbehörden bei zwei Patienten diagnostiziert, die aus Haiti und Kolumbien zurückgekehrt waren. Beide müssten nicht ins Krankenhaus, auch liege keine Schwangerschaft vor. In Dänemark wiederum wurde das Virus nach Angaben des behandelnden Krankenhauses in Aarhus – der zweitgrößten Stadt des Landes – bei einem Touristen festgestellt, der aus Südamerika heimgekehrt sei. Es handle sich um einen jungen Dänen.

Zuvor hatten bereits Großbritannien, Schweden und die Niederlande als europäische Länder Zika-Infektionen gemeldet. Auch in diesen Fällen waren alle Patienten zuvor auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs gewesen.

Vor allem Brasilien und Kolumbien betroffen

Honduras hat etwa 1.000 Infektionen mit dem Zika-Virus nachgewiesen. Die Behörden untersuchten zudem einen Todesfall, der durch den Erreger verursacht worden sein könnte, wie der stellvertretende Gesundheitsminister, Francis Contreras mitteilte.

Erstmals registrierte auch Nicaragua zwei Erkrankungen, wie das örtliche Gesundheitsministerium mitteile. Betroffen waren demnach zwei Frauen in der Hauptstadt Managua. Den Behörden zufolge war der Zustand der Patientinnen stabil.

Das von Stechmücken übertragene Zika-Virus ist derzeit vor allem in Südamerika aktiv. Es führt bei rund 20 Prozent der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen. Schwangere können das Virus auf ihre ungeborenen Kinder übertragen, bei denen es zu gefährlichen Fehlbildungen führen kann. Bisher gibt es keinen Impfstoff gegen das Virus und kein Medikament zur Behandlung Erkrankter.

In Kolumbien wurde am vergangenen Dienstag der Gesundheitsalarm wegen Zika ausgerufen. Alle unter einer Höhe von 2.200 Metern liegenden Ortschaften sollten Notvorsorge treffen, erklärte das Gesundheitsministerium. Bisher wurden in Kolumbien bereits mehr als 13.000 Infektionen registriert. Die Behörden raten Frauen dazu, gewollte Schwangerschaften zu verschieben.

Karneval und Olympische Spiele

Mehr Fälle als in Kolumbien gibt es nur in Brasilien, das derzeit am stärksten betroffen ist. Das Land steht wegen des Karnevals in Rio de Janeiro Anfang Februar und der Olympischen Sommerspiele im August besonders unter Druck, die Erkrankungswelle zu stoppen. Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte einen energischen Kampf an – am 13. Februar sollen im Rahmen eines Aktionstages bis zu 220.000 Soldaten helfen, die weitere Ausbreitung der virenübertragenden Stechmückenart Aedes aegypti einzudämmen und deren Eiablageplätze zu zerstören.

Im berühmten Sambadrom, wo Hunderttausende Menschen ab Ende kommender Woche den Karneval feiern werden, versuchen Spezialisten in Schutzanzügen mit Insektenbekämpfungsmitteln den Überträgermücken den Garaus zu machen. Zum Karneval werden rund eine Million Menschen erwartet, auch für die Olympischen Spiele in Rio im August wurden bereits besondere Schutzmaßnahmen angekündigt. (APA, AFP, 28.1.2016)