Mit dem HyperDiver-System kann ein Taucher bis zu 40 Quadratmeter Riff jede Minute erfassen. Die Auflösung liegt im Zentimeterbereich.

Foto: Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie

Das Ergebnis der Analyse ist eine detaillierte Karte zum aktuellen Zustand des Riffs.

Illu.: Arjun Chennu, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie

Bremen – Korallenriffe zählen zu den am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffenen Ökosystemen. Verlieren Korallen ihre Symbionten, eine spezielle Algenart, weil diese die steigenden Temperaturen nicht vertragen, bleichen die Riffe aus und sterben schließlich ab. Die Korallenbleiche nimmt seit 2014 wieder im verstärktem Ausmaß zu. Aber auch die Versauerung der Ozeane durch Aufnahme von Kohlendioxid setzt den Korallen zu.

Nun haben deutsche Wissenschafter ein optisches Verfahren entwickelt, mit dem sich der Zustand von Korallenriffen wesentlich schneller als zuvor erfassen lässt. Der bisher übliche Prozess, den Gesundheitszustand eines Riffs zu beurteilen, ist ein sehr aufwändiges Verfahren, bei dem nur ein Bruchteil des Riffs abgedeckt wird.

Beim von dem Physiker Arjun Chennu und dem Meeresbiologen Joost den Haan vom Bremer Max-Planck-Institut präsentierten Ansatz können erstmals detaillierte Karten der Unterwasserlandschaft erstellt werden. Mithilfe der Kombination einer Spezial-Kamera und einer herkömmlichen Digitalkamera kann ein einzelner Taucher in vergleichsweise kurzer Zeit die Daten eines großes Gebiets sammeln, analysieren und daraus eine Bestandsaufnahme des Riffs erstellen.

MPI Marine Microbiology

Hyperdiver-System im Test

Die Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts haben dieses so genannte Hyperdiver-System jetzt erfolgreich in Papua Neu-Guinea getestet. Ziel war ein Korallenriff, in dessen Nähe es natürliche Kohlendioxidquellen gibt. In der Nachbarschaft dieser Quellen weisen die Korallen bereits unterschiedliche Schädigungen auf: das perfekte Testlabor für das neue HyperDiver-System. "Kern der Analyse ist ein Computerprogramm mit einem selbstlernenden Algorithmus", erklärt Chennu. "Wir bringen dem System bei, Korallenarten zu erkennen. Das funktioniert im Prinzip so wie bei der Personenerkennung aus der Videoüberwachung."

Sein Kollege den Haan ergänzt: "Wir erzeugen eine Karte, auf der die Biodiversität des Korallenriffs erkennbar ist. Je mehr Korallenriffe wir kartieren, desto besser wird das System und kann die Vielzahl von Korallenarten unterscheiden. Damit wird es möglich, den jetzigen Zustand genau zu erfassen und Änderungen zu dokumentieren." Bisher gibt es nur einen Prototypen, doch die ersten Ergebnisse stimmen die Wissenschafter optimistisch, dass das Verfahren künftig auf breiter Basis eingesetzt werden kann. (red, 30.1.2016)