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Grazer Forscher analysierten die Daten von rund 900 Grazerinnen und Grazer. Dabei zeigte sich: Je fitter das Herz, umso "jünger" das Gehirn.

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Graz – Körperliche Aktivität kann nicht nur Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen, sondern auch das Gehirn jung halten. Diesen Schluss legt zumindest eine Studie der Medizinischen Universität Graz nahe: Demnach erzielten physisch fitte Studienteilnehmer bessere Resultate in punkto Gedächtnisleistung, Planungs- und Entscheidungsfähigkeit sowie Motorik als Probanden, die eine weniger gute körperliche Konstitution hatten.

Dass Bewegung gut für das Gehirn ist, konnte bereits in Studien zu Morbus Alzheimer festgestellt werden. So zeigte etwa eine großangelegte finnische Untersuchung, dass selbst Patienten mit bestehenden leichten kognitiven Einschränkungen von einer mediterranen Diät und regelmäßigen körperlichen sowie kognitiven Aktivitäten profitieren.

Geistiger Jungbrunnen

Die Grazer Wissenschaftler konzentrierten sich in ihrer Untersuchung vor allem darauf, wie Schlaganfälle verhindert werden können. Dazu hat das Forscherteam um Helena Schmidt vom Institut für Molekularbiologie und Biochemie die Daten der seit 25 Jahren laufenden Kohortenstudie neu ausgewertet. Konkret wurde analysiert, welche Zusammenhänge es zwischen der Herzfunktion, der Gehirnfunktion und dem Verlauf von Denk- und Gedächtnisprozessen im Alter gibt.

"Insgesamt haben wir uns die Daten von 877 Grazerinnen und Grazer mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren angesehen", erklärt die Forscherin. Die Probanden mussten einen Fitness-Check absolvieren, zudem wurden das Körpergewicht und die maximale Ruheherzfrequenz gemessen, sowie Tests zur Gedächtnisleistung, den motorischen Fähigkeiten und der zielgerichteten Handlungssteuerung durchgeführt. MRT-Scans sollten bereits vorhandene Gehirnschädigungen und -veränderungen aufzeigen.

Demnach haben ältere Menschen mit einem hohen Fitness-Niveau ein "jüngeres" Gehirn im Vergleich zu jenen Teilnehmern, die weniger fit sind: "Jene Teilnehmer, die im Rahmen der Untersuchung das höchste Fitness-Level auswiesen, befinden sich in Hinblick auf kognitive Funktionen des Gehirns in einem Zustand, der dem von bis zu sieben Jahre jüngeren Personen gleicht", sagt Helena Schmidt.

Effekt ist vom Alter unabhängig

Die Auswertung habe außerdem gezeigt, dass bei reduzierter Fitnessleistung – über mehrere Leistungsstufen hinweg – auch die Gehirnleistung entsprechend geringer ausfiel. "Das ist ein schöner Hinweis auf die Kausalität", ergänzt Schmidt. Weiters sei der positive Effekt von Fitness auf die kognitiven Funktionen des Gehirns "unabhängig vom Alter" sichtbar gewesen.

Welche Art von Training die besten Fitnesswerte hervorgerufen hatte, können die Grazer Forscher allerdings nicht sagen: "Die klinischen Daten zeigten, dass sie fit sind. Damals wurde aber nicht erhoben, wie sie die Fitness erworben haben. Es könnte lebenslange Bewegung ebenso dahinter stecken wie genetische Faktoren", sagt die Studienautorin.

Zu klären ist ebenso, über welche Mechanismen die Fitness die kognitiven Fähigkeiten im Alter konkret beeinflusst. Die Grazer Autoren vermuten, dass die kortikalen und subkortikalen Strukturen durch hohe maximale Sauerstoffaufnahme besser geschützt sind. (APA, red, 27.1.2016)