Los Angeles – Clint Eastwood betrachtet die Diskussion um die Oscar-Modalitäten gelassen: "Die meisten Leute gewinnen nicht. Es wird eben viel geweint." Was er dabei vergisst: Manche Filmschaffende können gar nicht gewinnen, weil sie es nicht unter die Nominierten schaffen. Die rund 6000 Mitglieder der Academy sind zu homogen besetzt – 94 Prozent der Mitglieder sind weiß, 76 Prozent männlich, der Altersdurchschnitt liegt bei 63 Jahren.

Nach heftiger Kritik wegen fehlender Nominierungen afroamerikanischer Künstler, in sozialen Medien unter #OscarSoWhite geäußert, sowie der Ankündigung von Stars wie Will Smith und Spike Lee, der Gala fernzubleiben, hat die Academy am Freitag Änderungen in Aussicht gestellt. Die abstimmenden Mitglieder sollen die arbeitende Mehrheit repräsentieren, so Academy-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs.

Ziel ist es, die Zahl von Frauen und Minderheiten bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln. Das bisher auf Lebenszeit vergebene Stimmrecht werde zunächst auf zehn Jahre beschränkt. Eine Verlängerung sei nur dann möglich, wenn das Mitglied weiterhin aktiv im Filmgeschäft tätig ist. Bei der jährlichen Berufung neuer Mitglieder soll aus einem vielfältigeren Pool mit Augenmerk auf Minderheiten geschöpft werden.

Vor allem die Zehn-Jahres-Beschränkung – ältere, inaktive Mitglieder erhalten einen Emeritus-Status – stößt auf Kritik. Auch weist manches Academy-Mitglied den Anwurf der "Farbenblindheit" zurück und delegiert die Schuld an die Filmindustrie, deren Produkte selbst nicht divers genug sind. Die Actors-Guild ist etwa tatsächlich zu 88 Prozent weiß. Insgesamt überwiegt aber Zustimmung. Spike Lee begrüßte die Reaktion, will jedoch weiter am 28. Februar fernbleiben. Regisseurin Ava DuVernay (Selma) bezeichnete die Änderung als "einen guten Schritt auf einem langen, schwierigen Weg für farbige Menschen und Frauen". (kam, 25.1.2016)