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Playpen soll zum Zeitpunkt des Takedowns das größte, den Behörden bekannte Kinderporno-Angebot im Darkweb gewesen sein.

Vergangenen Februar ist dem US-Geheimdienst FBI ein Schlag gegen die Kinderpornoszene im Internet gelungen. Den Ermittlern gelang es, eine aus dem Darkweb betriebene Seite namens "Playpen" auszuheben. Diese soll zu den größten Plattformen ihrer Art gezählt haben.

Nun wurde allerdings bekannt, dass das im Tor-Netzwerk versteckte Angebot nicht unmittelbar nach seiner Entdeckung offline genommen wurde. Das FBI hat stattdessen die Kontrolle über die Server übernommen, und die Seite 13 Tage lang weiter laufen lassen. Das Ziel: Verdächtige ausforschen.

"Operation Pacifier"

Laut Vice Motherboard dürfte es sich bei dem Hack und Takedown um einen Teil der "Operation Pacifier" gehandelt haben, die die US-Behörde gemeinsam mit Europol und anderen Partnern betreibt und zu welcher eine Präsentationsfolie im Netz aufgetaucht ist. Es soll bereits das dritte Mal innerhalb der letzten Jahre gewesen sein, dass man temporär die Kontrolle über eine solche Seite übernahm und sie eine Zeit lang weiter in Betrieb hielt, schreibt USA Today.

Das Archiv von Playpen enthielt nach Angaben der Ermittler über 23.000 explizite Bilder von Kindern, in den 13 Tagen sollen über 100.000 registrierte Mitglieder die Plattform frequentiert haben. Für mehr als 1.300 Besucher will man mittlerweile die tatsächliche IP-Adresse zum Zeitpunkt des Aufrufs ermittelt haben, für 137 laufe bereits eine Anklage.

Auch international wird gegen mutmaßliche User der Seite vorgegangen. Alleine in Dänemark sollen bereits mehrere Dutzend Verdächtige verhaftet worden sein. Gemäß der Präsentation könnte es allein in Europa 3.000 Verdächtige geben.

Umstrittene Taktik

Die Vorgehensweise ist stark umstritten, denn während des fortgesetzten Betriebs wurden weiterhin neue Bilder von den Nutzern hochgeladen und ausgetauscht. Ron Hosko, ein ehemaliger, hochrangiger FBI-Mitarbeiter, der in die Operation involviert war, rechtfertigt das Vorgehen mit der einzigartigen, alternativlosen Chance, an "einen der dunkelsten Orte" vorzudringen. "Es gab keine andere Möglichkeit, um derart viele Leute zu identifizieren", erklärt er.

Anwälte von Kinderpornografie-Opfern geben sich wiederum überrascht, weil das Vorgehen von der bisher bekannten Praxis abweicht. Sie sehen die Taktik jedoch positiv, da ihrer Meinung nach Besucher von Playpen genau gewusst hätten, was dort zu finden sei. In Vorgaben des US-Justizministerium wird allerdings dargelegt, dass jeder Abruf kinderpornographischer Inhalte das Leid der Betroffenen fördere, ergänzt der Telegraph.

Kritik: Vorgehen kaum von Verbrechen zu unterscheiden

Anders sehen das die Anwälte von ersten Angeklagten. Einer ersuchte um Abweisung der Klage seines Klienten und erklärte, das Vorgehen des FBI sei, "wie eine Nachbarschaft mit billigem Heroin zu fluten, in der Hoffnung, ein paar unbedeutende Drogenabhängige zu erwischen".

Die Juristin Elizabeth Joh von der University of California merkt wiederum an, dass ab einem gewissen Grad unmöglich sei, die Ermittlungstätigkeiten des Staates vom Vorgehen der Verbrecher zu unterscheiden – was ein ernstes Problem sei. In Gerichtsakten heißt es, dass die Ermittler selbst kein neues Material hochluden, aber Nutzer während dieser 13 Tage ungehindert weiter Uploads tätigen konnten.

Malware-Einsatz

Eine weitere Kontroverse betrifft die internationale Spannweite der Operation. Das FBI soll laut Vice gegen über tausend Besucher der Seite Malware eingesetzt haben, um ihre Identität auszuforschen. Während die Behörde dies gegenüber US-Nutzern darf, könnte eine solche Vorgangsweise gegen ausländische Nutzer rechtlich problematisch sein. Neben Dänemark gab es im Zusammenhang mit den Ermittlungen auch noch Festnahmen in anderen Staaten, etwa Griechenland und Chile.

Playpen dürfte im Jahr 2014 online gegangen sein und sei schon bald darauf ins Visier der Behörden gelangt. Zum Zeitpunkt seines Takedowns war es laut FBI das "größte existierende Kinderporno-Angebot" im Darkweb. (gpi, 24.01.2016)