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foto: dpa/oliver krato

In gleich zwei niederösterreichischen Hallenbädern scheint ein "Kampf der Kulturen" ausgebrochen zu sein: in beiden Freizeiteinrichtungen wurden in den vergangenen Tagen Hausverbote für Asylwerber dekretiert.

Ins Florian-Berndl-Bad in Bisamberg bei Korneuburg werden Flüchtlinge bis auf Weiteres nur noch in Begleitung von Betreuern gelassen – so eine Anordnung der Bürgermeister Christian Gepp (Korneuburg) und Günter Trettenhahn (Bisamberg). Gleiches gilt im Stadtbad Mödling, auf Anordnung des dortigen, Stadtrats und Bad-Leiters Robert Mayer.

Überregionales Aufsehen

Der (inzwischen wieder entfernte) Mödlinger Aushang, der "Menschen mit Migrationshintergründen" den unbegleiteten Zugang in den Schwimmtempel verwehrte, hat dabei für überregionales Aufsehen gesorgt: Verbot er doch, wörtlich genommen, neben Asylwerbern auch rund einem Fünftel der österreichischen Bevölkerung die Badefreuden.

Was ist geschehen? In beiden Schwimmanstalten hat unbotmäßiges und offenbar nicht zu stoppendes Fehlverhalten junger Männer aus – großteils – Afghanistan zu dem Ausschluss geführt. In Bisamberg soll eine Gruppe lärmend und verboten vom Beckenrand gesprungen, einer im Damenumkleidebereich gesichtet worden sein.

Boxershorts statt Badehosen

In Mödling sollen minderjährige afghanische Flüchtlinge in Freizeithosen und Boxershorts anstatt vorgeschriebener Badehose zum Baden gekommen, das Reinigungspersonal belästigt und versucht haben, einen Münzbehälter im Solarium zu knacken – sowie, auch hier, den Bereich der Damenkästchen heimgesucht haben.

Letzteres hat – man lese ins Forum zu der Mödling-Meldung hinein – sofort Assoziationen der grimmigen Art hervorgerufen, die vor dem Hintergrund der massiven Gruppenübergriffe großteils nordafrikanischer und arabischer Männer auf Frauen zu Silvester in Köln jederzeit abrufbar sind. In den Hallenbädern hätten sich erneut derlei Verhaltensweisen manifestiert, das zeige, wie niedrig die Stellung der Frau im Islam sei, hieß es zum Beispiel.

"Clash der Sprachbarrieren"

Nun gab es weder in Bisamberg noch in Mödling Anzeigen wegen Übergriffen. Und auch von der vorliegenden Meldungslage her sind "Kulturkampf"-Reaktionen völlig übersteuert. Auf die Gefahr hin, dass jetzt ein Mainstream-Presse-Verharmlosungs-Geschrei ansetzt: Was in beiden Bädern vorfiel, war keine religiös-ethnische Kollision, sondern offenbar ein "Clash der Sprachbarrieren" in Kombination mit Unwissen über Hallenbäder sowie – Stichwort Münzbehälter – möglicherweise kleinkriminellen Absichten.

Tatsächlich sollten minderjährige afghanische Burschen, die wohl weder daheim, noch auf ihrer Flucht je ein Hallenbad zu Gesicht bekommen haben, in Österreich ein solches nicht ohne vorhergehende Information besuchen, wie man sich dort zu verhalten hat. Bekommen sie diese, werden sie sich mit größter Wahrscheinlichkeit akzeptabel benehmen.

Die Info – und idealerweise die Begleitung beim ersten Bad-Besuch – sollte durch Flüchtlingsbetreuer erfolgen, wie sie zum Beispiel in jener unweit des Mödlinger Hallenbades gelegenen Flüchtlingsunterkunft tätig sind, in der 180 unbegleitete minderjährige Asylwerber wohnen. Auch sollten den Flüchtlingen vor dem Badebesuch tunlichst Badehosen ausgehändigt werden.

Unrechtmäßige Verbote?

Auf diese Art könnten Konflikte der beschriebenen Art und ihnen folgende Verbote – deren Rechtmäßigkeit übrigens zu prüfen ist, weil sie pauschal für alle Asylwerber gelten, was diskriminierend erscheint – vermieden werden. Das würde einiges zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen, das derzeit durch Misstrauen und Angst der Hiesigen gegenüber den Dazugekommenen getrübt ist.

Denn offenbar sind in Österreich zu viele Menschen inzwischen an einem Punkt angelangt, wo jedes Fehlverhalten der mehrheitlich muslimischen Asylwerber, die seit Mitte vergangenen Jahres in großer Zahl ins Land gekommen sind, zur tiefgehenden kulturellen Kollision hochstilisiert wird. Mit derlei Einstellungen im Gepäck werden wir Hallenbad-Konflikte und andere, tiefgreifendere Herausforderungen, vor die uns diese Flüchtlinge stellen, nicht bewältigen können. (Irene Brickner, 24.1.2016)