Die Messe am Sonntag wird im Puls 4 Dome von Christian Nehiba (ganz links) gelesen. Bußfertig in die Betstunde gehen Pasha Asiladab, Shuan Fatah und Bojan Savicevic (vlnr).

Foto: puls4

Vier Auswärtssiege in den Wild Cards, folgten vier Heimsiege in den Divisional Playoffs. Alle Partien wurden mit nur einem Score Unterschied gewonnen, in Phoenix ging es zwischen Arizona und Green Bay in die Overtime.

Diese Arizona Cardinals, der vermeintliche Favorit gegen die Green Bay Packers, zeigten Nerven. Das haben nicht alle, aber doch manche erwartet, ging es für Cardinals Quarterback Carson Palmer immerhin um seinen ersten Playoffsieg in seiner schon sehr langen Karriere. Den fuhr er am Ende auch ein, zuvor mussten seine Mannschaft aber noch durch Himmel, Hölle und zurück.

Es begann für die Gastgeber mit einem Touchdown zur 7:0-Führung und bis dorthin noch nach Plan. Danach brachten die Packers die Cardinals aber ins Schleudern. Bis ins vierte Quarter hinein führten die Gäste aus Wisconsin, die ein völlig anderes Bild noch boten, als bei der 8:38-Niederlage in Phoenix vergangenen Dezember. Damals terrorisierte die Defense Arizonas die Herren aus Green Bay, erzwang bei acht Sacks vier Turnovers.

Alleine zwei Mal schüttelte man Quarterback Aaron Rodgers so lang, bis er den Ball unfreiwillig hergab. Drei Wochen später waren es gerade noch ein Sack und ein Turnover, die man der Defense gut schreiben konnte. Als Arizona im letzten Spielabschnitt mit dem zweiten Touchdown von Michael Floyd die Führung zurück erobern konnte, sahen sie bereits wie der Sieger aus. Bei einer 20:13-Führung hatte man die Packers an ihrer 4-Yard-Linie mit einem vierten Versuch und 20 Yards zu gehen vermeintlich festgenagelt.

Doch weder sollte Floyd zum Mann des Spiels werden, noch war Green Bay schon geschlagen. Zwei Pässe auf Jeff Janis später (für insgesamt 101 Yards, darunter die zweite komplette Hail Mary von Aaron Rodgers in der Saison), ging es doch noch in die Overtime. Man hätte zu dem Zeitpunkt meinen können, dass Arizona zumindest psychisch am Boden liegt, physisch hatte man zuvor schon Probleme. Nach einem kuriosen Coin Toss nahmen die aber den Ball und Veteran Larry Fitzgerald das Heft in seine Hand. Die Overtime dauerte genau eine Minute. Alle 80 Yards zum Sieg machte Fitzgerald nach zwei Pässen von Palmer. Zumindest am Ende sah man wie ein Team aus, welches weiss wie man Spiele gewinnt.

Als das Lächeln gefror

Ob das gegen die Carolina Panthers reichen wird, das bleibt abzuwarten. Die sahen eine Halbzeit lang nämlich wie ein Team aus, welches man eigentlich gar nicht biegen kann. Bevor Seattle auch nur zum Scoreboard blicken konnte, lagen es bereits mit 0:14 zurück. Bis zur Pause kassierten die Seahawks drei weitere Scores zum 0:31. Das Ding schien gelaufen, Carolina konzentrierte sich in Folge darauf, die Uhr zu kontrollieren, nahm sich über ein Viertel der verbleibenden zwei Zeit, um auch den Osten und Westen des Spielfelds zu erkunden. In der derart verkürzten Spanne kam Seattle aber auf. Quarterback Cam Newton, der in der ersten Halbzeit noch massenhaft Bälle an Kinder verteilte, stand in der zweiten wie ein zu spät gekommener Weihnachtsmann mit leeren Händen da und auch sein kennzeichnendes Lächeln fror ihm zwischenzeitlich ein. Am Ende entschied ein Onside-Kick über eine mögliche Verlängerung – die Panthers kamen nach klarer Führung noch mit einem blauen Auge davon. Seahawks Runningback Marshawn Lynch, der bei seiner Rückkehr kein Faktor war, denkt zwischenzeitlich über sein Karriereende nach.

Das Land der alten Männer

Aber eigentlich dreht sich eh alles um die AFC, weil dort (schon wieder) die "alten Männer" um den Einzug ins Finale spielen. Peyton Manning (39) und der um ein Jahr jüngere Tom Brady treffen sich auf Mile High. Nicht zum ersten Mal.

Es ist aber nicht Manning vs. Brady XVII (es steht 11:5 für Brady), sondern Denver gegen New England. Sagen auch die beiden unisono. Gerade in dieser Saison hat man gesehen, wie wichtig die Spieler rund um die beiden Quarterbacks für sie sind. Denver definiert sich in der Saison großteils über die Defense, New England hatte mit Ausfällen in der Offense zu kämpfen, die sich zuletzt massiv auf die Performance der Mannschaft ausgewirkt haben. Nun ist ein Teil der Verletzten wieder gesund und die Patriots sind damit auch der Favorit in diesem Championship Game.

Dagegen sprechen lediglich einige Zahlen. Brady hat zwei Mal auf Mile High ein Playoff-Spiel absolviert, beide hat er verloren. Er hat überhaupt erst zwei Spiele in seiner Karriere (von acht) in Denver gewinnen können und: Es gab noch nie einen Auswärtssieg in einem Playoff-Duell zwischen den beiden Quarterbacks. Zuletzt trafen die beiden Teams am 29. November des Vorjahres aufeinander. Damals setze sich Denver (mit Brock Osweiler als Quarterback) in der Nachspielzeit mit 26:20 durch. Ebenso ging das Conference Final 2014 an die Broncos.

Perfekter Auftakt der Patriots

Allerdings konnte New England als einziges Team in den Divisional Playoffs in allen Phasen des Spiels überzeugen. Der 27:20 Sieg über Kansas City schmeichelt den Chiefs, die tatsächlich nie in dem Spiel in der Position waren es zu gewinnen. New England hat eine Mannschaft mit einem 11-Game Winning Streak in allen Bereichen kontrolliert und dominiert. Für New England war die Bye Week ein Jungbrunnen. Der lange Zeit verletzte Julian Edelman machte bei seinem Comeback 111 offensive Yards, der vom Knie gezwickte Tight End Rob Gronkowski fing zwei der drei Touchdowns von Brady. Das sah alles sehr rund, erholt und entspannt aus, was die Patriots da zeigten und das immerhin gegen einen konzentriert spielenden und vernünftig gecoachten Gegner. Andy Reid fand aber einmal mehr seinen Meister in Bill Belichick.

Ganz anders lief es für Denver, die mit den Banged Up-Steelers ihre liebe Not hatten. Pittsburgh kam ohne Starting Runningbacks, ohne Antonio Brown und ohne Ben Roethlisbergers Schulter nach Colorado, was ihnen aber völlig egal war. Fingen die schmerzvoll geworfenen Bälle halt Martavis Bryant, Darrius Heyward-Bay und Co. Roethlisberger warf 339 Yards gegen die besten Passing Defense der NFL 2015, die ansonsten keine 200 pro Spiel im Schnitt zuließ. Pittsburgh führte bis drei Minuten vor Schluss, bevor C.J. Anderson die Broncos mit einem Touchdown erlöste.

Am Ende entschied sich ein Spiel mit acht Fieldgoals, wie zuvor bei Carolina gegen Seattle, bei einem Onsinde-Kick Versuch, den Denver erobern konnte. Überzeugend war das alles nicht. Peyton Manning sah bei seinem Comeback halbwegs fit aus, seine Zahlen (21/37 für 222 Yards, kein TD/keine INT) blieben überschaubar, waren aber zumindest nicht so katastrophal wie noch vor seiner Pause. Er war in einem Drive da, als man ihn brauchte, den er mit einer 2-Point-Conversion auf Thomas krönte. Ich würde trotzdem, als Liebhaber der Jugend, mit Brock Osweiler in dieses Conference Final gehen, Head Coach Gary Kubiak wird das aber unter Garantie nicht tun. So ganz sicher kann man sich aber nicht sein, ob man ihn (Osweiler) am Sonntag nicht doch noch später sehen wird. Nur so ein Gefühl, dass Manning den Schatz selbst nicht heben wird können.

Womit auch meine Prognose steht: Super Bowl 50 wird die Wiederholung von Super Bowl 38. Die war damals ja nicht die Schlechteste.

Conference Finals im TV

Alle NFL-Playoffs sind im Free TV bei Puls 4 bzw. auch Pro7maxx/sat1 zu sehen. Wer die US-Kommentatoren hören will, muss zum Gamepass der NFL greifen. Puls 4 überträgt die Conference Finals mit rund 300 Zuschauern aus seinem "Puls 4 Dome". Die Studiorunden moderiert Christian Nehiba, als Experten werden neben Nationalteam Head Coach Shuan Fatah, der europäische Top-Referee Bojan Savicevic und der ehemalige Nationalteamspieler und Halftime Reporter Pasha Asiladab fungieren. Alle Playoff-Spiele und die Super Bowl 50 werden Michael Eschlböck und ich kommentieren.

Denver Broncos vs. England Patriots
Sonntag 20:15 Uhr (Kickoff 21:05 Uhr)

Carolina Panthers vs. Arizona Cardinals
Nacht Sonntag auf Montag 00:40 Uhr

Schöne Spiele!
Ihr Walter Reiterer