In Zauchensee jubelte Larisa Yurkiw über Platz zwei in der Sprintabfahrt. Der Sieg fehlt der Kanadierin noch.

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Cortina/Wien – Es ist das dritte Jahr. Die Sache läuft. Herausforderungen gibt es. "Es ist nie ein Selbstläufer", sagt Larisa Yurkiw, 27, Skirennfahrerin aus Owen Sound, Kanada. Aber kein Vergleich zum Anfang. Seit der Saison 2013/14 hat Yurkiw ihr eigenes Team, das "Team Larisa Racing". "Am Anfang", sagt sie, "konnte man es nicht einmal ein Team nennen." Es gab nur sie, die Abfahrerin, und Kurt Mayr, den Trainer.

Yurkiw hat sich die Eigenständigkeit nicht ausgesucht. Sie war quasi in einer Zwangslage. Es war April 2013, als Kanadas Skiverband entschied, das Speedteam aufzulösen. Per E-Mail wurde Yurkiw darüber informiert. "Nach zehn Jahren im kanadischen Team war ich darüber ein bisschen schockiert."

Ein Speed-Programm kostet Geld. Und außer Yurkiw hatte Kanada keine Speedfahrerinnen mehr. Zudem konnte Yurkiw die Leistungskriterien nicht erfüllen. "Ich war nicht einmal in den Top-30." Yurkiw hatte nach einer zweijährigen Verletzungspause gerade einmal eine volle Saison absolviert. Von den Spitzenplätzen war sie damals weit entfernt. Aber Yurkiw war erst 25. Den Skisport wollte sie nicht aufgeben. "Ich hatte mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Ich dachte, ich kann noch nicht zum nächsten Kapitel meines Lebens übergehen."

Schwierige Sponsorensuche

Also ging sie ihren eigenen Weg. Ohne wirklich zu wissen, was auf sie zukommen würde. Yurkiw: "Wahrscheinlich ist es gut, dass ich das nicht gewusst habe." Den Trainer hatte sie in Kurt Mayr schnell gefunden. Der Oberösterreicher war zuvor schon ihr Coach im kanadischen Team. Die Sponsorensuche gestaltete sich schwieriger. Yurkiw war keine Geschäftsfrau und noch keine extrem erfolgreiche Skifahrerin. Ein neunter Platz in der Abfahrt von Tarvisio im Februar 2009 war das bis dahin beste Ergebnis.

Durch ihre Verletzungsauszeit fiel sie weit zurück. Mayr: "Das interessiert keine Firma, wenn du Nummer 80 in der Welt bist." Wegen ihrer hohen Startnummern war Yurkiw kaum im Fernsehen zu sehen. "Das ist jetzt besser", sagt Mayr. Yurkiw ist derzeit Vierte im Abfahrtsweltcup. Die Sponsoren dürfen sich über TV-Präsenz freuen. Bis heute schlüpft die 27-Jährige selbst ins Business-Outfit, um mit potenziellen Geldgebern zu verhandeln. "Manchmal hast du Glück und jemand ruft dich an." Aber im Normalfall käme auf 25 Absagen eine Zusage.

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Yurkiw, die Speedspezialistin, fuhr im Weltcup bisher dreimal aufs Podest.
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Saison ausfinanziert

Es ist Jänner, Larisa Yurkiw kann sich großteils aufs Skifahren konzentrieren. Seit Weihnachten ist die Saison ausfinanziert. Die dafür nötigen knapp 200.000 Euro sind beisammen. Der letzte Sponsor kam nach Yurkiws drittem Platz in der Abfahrt von Val d'Isère im Dezember an Bord. Neun Firmenlogos sind auf ihrer Skikleidung angebracht. Mehr lässt der Welt-Skiverband Fis nicht zu.

Aber Yurkiws Projekt besteht nicht aus Skifahren und Sponsorensuche. "Die Kooperationen sind wahrscheinlich das Wichtigste", sagt sie. Mit Schweden, Norwegen und Deutschland bildet sie eine Trainingsgemeinschaft. "Wir sind alle kleine Abfahrtsteams, wir brauchen uns gegenseitig." Speedtrainings sind aufwändig, es benötigt mehrere Trainer.

Kanadas Angebot war "keine Option"

Kanadas Damen-Skiteam ist auch ein kleines, vor Saisonstart wollte es Yurkiw wieder aufnehmen. Sie lehnte ab. "Es war keine wirkliche Option." Sie hätte die Vorbereitung mit den Technikerinnen absolvieren müssen, ein Speedprogramm gibt es nach wie vor nicht. "Dann bist du ein Jahr in der Mannschaft und im nächsten Jahr weg", sagt Mayr, "das wäre sportlicher Selbstmord."

Also existiert das "Team Larisa Racing" im dritten Jahr – und erfolgreicher denn je. Vor zwei Wochen fuhr sie mit Platz zwei in der Abfahrt von Zauchensee ihren dritten Weltcup-Podestplatz ein.

Jetzt kommt Cortina, Abfahrt am Samstag, Super-G am Sonntag. Vor einem Jahr wurde sie ebendort Abfahrtszweite, es war ihr erster Weltcup-Podestplatz. Der Sieg fehlt noch. "Dafür muss ich viele Dinge richtig machen. Aber ich glaube, es ist jetzt viel mehr erreichbar, als es jemals zuvor war." (Birgit Riezinger, 22.1.2016)