Wien – Der Donnerstag war bei den Wiener Schwarzen Aktionstag. Frühmorgens rückte Landesparteichef Gernot Blümel aus, um dringend ein paar schrille Helfer an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen. Als Motto der Aktion gab man via Twitter aus: "Was Rot-Grün ignoriert, darum kümmern wir uns – Ihre Sicherheit. Wir verteilen Taschenalarme heute ab 9 Uhr, Wien Praterstern."

In einer Begleitbroschüre forderte die ÖVP unter anderem die "Einführung einer Stadtwache", eine "Analyse der Angsträume inklusive Lichtkonzepte" sowie Zugbegleiter in öffentlichen Verkehrsmitteln. Um das Ganze schließlich beim letzten Punkt des Forderungskatalogs mit "verpflichtenden Werteschulungen für Asylwerber" zu verknüpfen.

Argumentativ unterstützt wurde das schwarze Sirenengeheul von der Behauptung, die Zahl der sexuellen Übergriffe in Wien sei "in den letzten zehn Jahren um knapp 50 Prozent gestiegen".

Was zu viel ist, ist zu viel

Vergleicht man aber die Kriminalitätsstatistik der Jahre 2006 und 2014, ist die Zahl der Anzeigen von "strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung" jedoch gesunken – und zwar von 1.188 im Jahr 2006 auf 1.136 im Jahr 2014. Das parteieigene Twitter-Team fand zwischenzeitlich dann auch, "jede einzelne Anzeige ist zu viel und muss verhindert werden". Um sich kurz darauf zu korrigieren: Man habe die Taten gemeint, nicht die Anzeigen. (riss, 22.1.2016)