Die Berichterstattung über die Grippe ist weniger medizinisch-sachlich als emotional, haben Forscher der Uni Klagenfurt herausgefunden.

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Klagenfurt – 1978 erschien Susan Sontags bahnbrechender Essay "Krankheit als Metapher". Konkret meinte sie damit den unzulänglichen Umgang mit Krebs in der Gesellschaft. Eine Krankheit, die nicht beim Namen genannt werden durfte. Ihr Plädoyer: Den Kampf gegen Krebs möglichst aufgeklärt und so nüchtern wie möglich aufzunehmen.

Wie sieht aber der öffentliche Umgang mit anderen Krankheiten aus? Etwa der Influenza? Diese Frage stellten sich nun Linguisten und Kommunikationswissenschaftler der Uni Klagenfurt und untersuchten den Diskurs in englischsprachigen Medien über die Grippeepidemien der vergangenen Jahre.

Eine Gefangene bricht aus

Ausgangsbasis der sprachwissenschaftliche Untersuchung waren 30 wissenschaftliche Artikel in medizinischen Fachjournalen. Die darin vorgefundenen Metaphern wurden mit den Daten des "Corpus of Contemporary American English", der die breite Medienberichterstattung abbildet, abgeglichen und erweitert.

Der Fokus der inhaltsanalytischen Betrachtung lag dabei auf metaphorischen Schlüsselbegriffen (beispielsweise "Outbreak of flu"), die Rückschlüsse über das Bild der Grippe im medialen Diskurs zulassen.

"Die Grippe wird stark als Gefangene bzw. Ausbrechende wahrgenommen. Weitere 'menschliche' Eigenschaften, die in vielen Metaphern vorkommen, sind Kriminalität, Feindseligkeit, Aggressivität, Reisefreude", fasst Nikola Dobrić die Ergebnisse zusammen. Da kann einem wahrlich angst und bange werden. (red, 21.1.2016)