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Apple ist auf der Börse der best-notierte Konzern

Foto: AP/Saxon

Apple, Google, Facebook, Amazon und – mit Abstrichen – Microsoft: An diesen fünf großen IT-Konzernen führt im Netz kein Weg vorbei. Das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben, argumentiert nun der "New York Times"-Experte Farhad Manjoo in einem kontrovers diskutierten Blogbeitrag. Er denkt, dass die "fürchterlichen Fünf" im Unterschied zu früher untergegangenen Marktbeherrschen zu tief in der Architektur des Internets verankert sind. Der Vertrieb von Apps, Zahlungsverkehr, Identitätsbestätigungen, Geräte und Betriebssysteme: An all diesen essenziellen Bestandteilen der IT-Infrastruktur sind die großen Fünf beteiligt.

Mythos der Disruption

Die Saga der "Disruption", also des schnellen Triumphs neuer Unternehmen über alte Dinosaurier, kann somit als Mythos betrachtet werden. Zu lange regieren die etablierten Konzerne schon in ihrem Bereich. Man denke beispielsweise an "Myspace", das einst meistbesuchte Website und größtes soziales Netzwerk war: Die Seite regierte von 2005 bis 2008, also lediglich drei Jahre. Facebook hält sich seitdem stabil und wächst immer noch rasant. Außerdem schaffte es Facebook, seine Geschäftsfelder klug zu diversifizieren. Mit dem Erwerb von WhatsApp und Virtual Reality-Vorreiter Oculus wurden teure, aber sinnvolle Investitionen getätigt – was Myspace nie geschafft hat.

Diversifiziert

Ähnliches gilt für alle anderen Firmen: Amazon ist nicht bloß ein Versandhaus, sondern im Cloud-Geschäft, als Streaming-Anbieter und Hardware-Hersteller (Kindle) erfolgreich. Apple und Google dominieren im mobilen Bereich, der extrem wichtig wurde. Microsoft ist eine Ausnahme, da der mobile Markt komplett verschlafen wurde – allerdings setzte das Unternehmen zumindest im Cloud-Bereich auf das richtige Pferd. Daran sieht man aber, dass die Firmen so gut aufgestellt sind, dass ein Ausfall in einem Geschäftsfeld – selbst wenn es so wichtig wie Mobile ist – keinen Todesstoß bedeutet.

Start-Up erfolgreich? Aufkaufen!

Wie die New York Times schreibt, sei der Untergang von einer der großen fünf Firmen kaum vorstellbar. Dass es aber zwei oder mehr erwischen sollte, gilt sogar als denkunmöglich. Die Unternehmen besitzen derart viele Kapitalreserven und Nutzerdaten, dass sie jederzeit in neue Bereiche stoßen können. So schaffte es Apple, mit Apple Music binnen kürzester Zeit eine Vielzahl von zahlenden Kunden in einen neuen Streaming-Dienst zu bringen. Für Amazon gilt mit Amazon Prime Video dasselbe. Außerdem können jederzeit erfolgreiche Start-Ups erworben werden.

Zweite Riege

Natürlich gibt es eine ganze Reihe an Konzernen, die momentan in diese Riege aufschließen wollen: Tesla, Snapchat, Uber, AirBnb und Netflix haben sich ihre Unabhängigkeit bewahrt. Sie nutzen aber die Architektur, die Amazon, Google und Co vorgeben – etwa Cloud-Services. Vielleicht können sie in den nächsten Jahren auf Augenhöhe mit den großen Fünf agieren, ein Verdrängen ist jedoch unwahrscheinlich.

Bliebe noch ein politischer Aufspaltungswille, um Monopolbildung zu verhindern. Aber auch das sei schlussendlich zwecklos, hielte man sich das große Bild vor Augen, so die New York Times: Denn eine Niederlage für einen der großen Fünf bedeutet in fast allen Fällen ein Plus für ein anderes Unternehmen. Kassiert Google eine Niederlage in Punkto Android, gewinnen Apple und Microsoft. Verliert Apple ein Monopolverfahren im E-Book-Bereich, jubelt Amazon. Die großen Fünf bleiben uns also erhalten. (fsc, 05.03.2016)