Es war wieder einmal Sheryl Sandberg, die in Davos das Thema direkt ansprach. "Männer regieren noch immer die Welt. Und ich bin mir nicht sicher, ob das gut geht", sagte sie bei einer Podiumsdiskussion bei der es um Transformationsprozesse für die Zukunft ging.

"Fast in jedem Land der Welt ist der Anteil von Firmen, die von einer Frau geleitet werden, unter fünf Prozent. Das schließt die USA und jedes einzelne Land in der EU ein." Dies bedeute, dass Talente nicht genutzt werden und Frauen auch eine geringere Chance hätten, in Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein. "Frauen sitzen nicht an den Tischen, an denen Entscheidungen fallen", sagte die Nummer Zwei hinter Mark Zuckerberg bei Facebook.

Wo sind die Frauen?

Alle Jahre wieder bemühen sich die Veranstalter, die Repräsentanz von Frauen bei diesem Treffen der Wirtschafts- und Polit-Elite in den Schweizer Bergen zu erhöhen. Jedes Jahr gibt es rund 2500 Teilnehmer am Forum. Neben Appellen gab es auch die Vorgabe an Unternehmen und Organisatoren, wenigstens ein Teilnehmer von fünf solle weiblich sein. Aber all das fruchtete nicht viel: Zwar stieg der Anteil der Frauen heuer auf 17,8 Prozent. Das ist zumindest ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr.

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Die Facebook-Chefin Sheryl Sandberg lehnte sich auch heuer beim Weltwirtschaftsforum in Davos rein: "Frauen sitzen nicht an den Tischen, an denen Entscheidungen fallen".
Foto: Reuters

Aber bei 17 Prozent Frauenanteil war man in Davos bereits im Jahr 2011. So betrachtete es Julio Portalatin, CEO des Beratungsunternehmens Mercer, schon als Fortschritt, dass seiner Einladung in Davos, über Frauen als Erfolgsfaktoren zu diskutieren, heuer deutlich mehr Frauen gefolgt seien. Vor einem Jahr habe der Anteil im Saal noch die Hälfte ausgemacht, sagte Portalatin bei der Vorstellung einer Studie, die in 583 Organisationen und Firmen in 42 Ländern abgehalten wurde und 3,2 Mio. Beschäftigte umfasst. Auch aus Österreich haben sich Unternehmen wie die Erste Group beteiligt.

Portalatin wäre "aber sehr froh, wenn der Anteil im Saal der Wirklichkeit entsprechen würde". Denn laut dieser Mercer-Studie sind 80 Prozent der CEOs männlich, nimmt man die gesamte höhere Führungsetage beträgt der Anteil noch immer 74 Prozent. In Europa ist der Anteil der Top-Managerinnen mit 21 Prozent geringer als in den USA mit 31 Prozent. "Wenn wir so weitermachen, dann braucht es 118 Jahre, um die Kluft zu schließen".Patricia Milligan, die bei Mercer das Programm "Wenn Frauen Erfolg haben", leitet, setzt in Europa auf eine veränderte Gesetzgebung und auf Vorbildwirkung.

Männerriege am Podium

Es war dann eine komplette Männerriege, die anschließend aufs Podium gebeten wurde. Die CEOs von Ebay, Cisco, Marriott und Barclays berichteten, was sie im Bereich Frauenförderung tun. Einig war man sich über das, was Portalatin so auf den Punkt brachte: "Frauenförderung ist kein Männerthema, sondern ein Arbeitsmarktthema."Dass reine Männerpodien über diese Themen diskutieren, dagegen hat Elisabeth Nyamayaro gar nichts. Sie leitet die UN-Kampagne "HeForShe", die darauf setzt, dass sich Männer für geschlechterspezifische Themen engagieren. Sie spricht deshalb gezielt in Davos männliche Top-Manager an. In ihren Gesprächen erreichte sie, dass zehn weltweit tätige Konzerne, darunter Accor Hotels, Twitter, McKinsey und Unilever, ihre Daten veröffentlichen, wie viele Frauen sie in Führungspositionen haben und was sie tun, um mehr weibliche Arbeitskräfte in Toppositionen zu befördern.

Eine gute Nachricht: Zumindest bei den nach Davos eingeladenen Young Global Leaders und den Global Shapers – 150 Führungskräfte unter 40 – beträgt der Frauenanteil schon fast fünfzig Prozent. (Alexandra Föderl-Schmid, 23.1.2016)