Noch wurde er nicht beobachtet, aber die Hinweise verdichten sich, dass der ominöse Planet X tatsächlich existiert.

Illu.: R. Hurt/California Institute of Technology

Die Umlaufbahn des bis zu seiner tatsächlichen Beobachtung weiterhin hypothetischen Planeten könnte in etwas so aussehen.

Illu.: Caltech AMT

Pasadena – Noch ist es nur eine Behauptung zweier Wissenschafter, doch sollten sich deren indirekte Beobachtungen von anderer Seite bestätigen lassen, wäre es die astronomische Sensation des Jahrzehnts: Konstantin Batygin und Mike Brown vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena wollen nun jenes vorerst Planet 9 titulierte Objekt, das bereits zuvor in zahlreichen Theorien vorhergesagt wurde, in den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems tatsächlich entdeckt haben.

Laut ihren im "Astronomical Journal" präsentierten Daten umkreist der mutmaßliche neunte Planet einmal in 10.000 bis 20.000 Jahren die Sonne in einem Mindestabstand von rund 200 Astronomischen Einheiten – und zwar auf einer sehr langgestreckten Bahn, die ihn mehr als 1.000 Astronomische Einheiten weit ins All hinaus führt. Größenmäßig würde er in etwa dem Neptun nahekommen. Die Forscher vermuten, dass der eisige Riese schon sehr bald nach der Entstehung des Sonnensystems durch gravitative Wechselwirkungen mit Jupiter oder Saturn aus dem inneren Sonnensystem geschleudert wurde.

caltech

Kuipergürtel-Objekte verraten Planet 9

Direkt beobachtet haben die Astronomen den Planeten allerdings nicht. Stattdessen erschlossen sie seine Existenz aus den solaren Orbits kürzlich entdeckter Zwergplaneten jenseits der Pluto-Bahn. Schon länger wird vermutet, dass die Bewegung der Objekte im Kuipergürtel von mindestens einem unbekannten größeren Himmelskörper beeinflusst wird. Aus den erfassten Bahndaten errechneten die Astronomen, dass Planet 9 zwischen fünf- und zehnmal so massereich sein dürfte wie die Erde.

Das ursprüngliche Ziel von Batygin und Brown war eigentlich zu beweisen, dass Planet 9 nicht existiert: Ein von den Astronomen Scott Sheppard von der Carnegie Institution of Science in Washington und Chad Trujillo vom Gemini Observatory in Hawaii im Jahr 2014 verfasster "Nature"-Artikel diskutierte bereits ernsthaft die Existenz eines großen Himmelskörpers, der die Bahnen von Kuipergürtel-Objekten stört. Batygin und Brown wollten rechnerisch beweisen, dass ihre Kollegen falsch lagen – doch das wollte ihnen partout nicht gelingen.

Auf der richtigen Spur

Im Gegenteil: Je länger sie sich mit dem seltsamen Verhalten der Zwergplaneten im äußeren Sonnensystem beschäftigten, je mehr Berechnungen sie anstellten und Computersimulationen laufen ließen, umso mehr kristallisierte sich heraus, dass Sheppard und Trujillo auf der richtigen Spur sind und etwas Großes und Unbekanntes die Umlaufbahnen der Kuipergürtel-Objekte stört.

Sheppard, der als Koautor an der nun veröffentlichten Arbeit beteiligt war, schränkt allerdings ein: "Bis wir Planet 9 tatsächlich sehen können, bleibt es fraglich, ob er auch wirklich existiert." Er gibt zu bedenken, dass die Berechnungen zwar allesamt schlüssig sind, aber nur auf einer kleinen Anzahl von Zwergplaneten-Bahnen basieren. Nun müssten weitere Beobachtungen des äußeren Sonnensystems die Annahmen untermauern. (tberg, 20.1.2016)