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Auch an der Börse in Teheran wird die Zukunft gehandelt, wobei diese mit dem Fall der Sanktionen wieder rosiger aussieht. Aber mit den Chancen für Irans Wirtschaft gehen auch Risiken einher.

Foto: Tima

Wien – Für Investoren könnte sich mit der Teheran Stock Exchange eine neue Chance auftun. Denn mit dem schrittweisen Fall der Sanktionen gegen den Iran hofft das Land auf einen Aufschwung, wovon wiederum die Aktien im Leitindex Tepix (Tehran Exchange Price Index) profitieren könnten.

Die Börse selbst hat eine turbulente Historie hinter sich. 1930 beschloss die Nationalbank Melli den Aufbau einer Börse in Persien. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begrub diese Börsenpläne wieder. Im April 1968 wurde das Parkett dann schließlich eröffnet. Etwas mehr als zehn Jahre später (1979) stoppte die Islamische Revolution unter Ayatollah Khomeini den Handel. Banken wurden verstaatlicht. Damals standen auf dem Kurszettel nur noch 56 Unternehmen.

Erst in den 1990er-Jahren, mit der Belebung des Privatsektors, kam auch wieder Schwung in die Börse. 1991/92 gab es einen wahren Ansturm auf den Kurszettel, als 390 Staatsbetriebe über die Börse privatisiert wurden. 2004 erreichte der Tepix-Index ein erstes Rekordhoch bei 14.000 Punkten, doch schon im Jahr darauf sackte der Index mit der Wahl Mahmud Ahmadi-Nejads zum Präsidenten wieder ab. Unter seinem Vorgänger, dem Reformer Mohammad Khatami, hatte es jährliche Zuwachsraten von 140 Prozent und damit regelrechte Phasen der Überhitzung gegeben.

Den bisherigen Höchststand markierte der Index, in dem heute rund 420 Unternehmen abgebildet sind, Anfang 2014 bei 89.500 Punkten. Derzeit steht der Tepix bei rund 66.100 Zählern. Rund 60 Prozent der gehandelten Aktien gehören Tochterfirmen staatlicher Konzerne. Materials stellen mit 40 Prozent den größten Sektor im Index dar, gefolgt von Finanztiteln und Industrie (je 14 Prozent) und Energie (zwölf Prozent).

Ein Prozent ausländische Investoren

Doch was erwartet Anleger, die Teil des Parketts des 19-stöckigen Börsenhauses werden wollen? Zuerst einmal ein Alleinstellungsmerkmal, denn die Beteiligungsquote von ausländischen Investoren beträgt aktuell erst rund ein Prozent.

Investoren setzen im Iran wohl auf zwei Punkte: auf eine Erholung der iranischen Währung Rial, zuletzt stark gefallen ist, und auf die Zukunft. Denn das Durchschnittsalter der rund 78 Millionen Einwohner liegt bei 28 Jahren – der Eintritt großer Bevölkerungsgruppen in den Produktions- und vor allem in den Konsumationsprozess steht somit noch bevor. Damit dürfte auch der Binnenmarkt eine weitere Belebung erfahren. Denn trotz der außenpolitischen Probleme hat das Land einen großen Binnenmarkt in der Petrochemie, der Zementindustrie, in einigen Nahrungsmittelbereichen und vor allem im Bergbau. Zudem lagern in iranischem Boden die größten Energiereserven weltweit.

Der Markt ist dazu auch noch mit einem KGV von sechs extrem günstig bewertet (aufgrund der Gewinnprognosen von 2016). Es sollte damit also viel Aufholpotenzial vorhanden sein. Zudem fallen iranische Dividenden oft bis zu dreimal höher aus als jene in westlichen Märkten, auch zweistellige Dividendenrenditen sind keine Seltenheit.

Risiken bleiben

Doch Achtung, der Iran gilt als Frontier-Market, und daher ist auch Vorsicht geboten. Denn in der Vergangenheit hieß es immer wieder, dass viele Unternehmen eine doppelte Buchführung hätten, auch von erheblichen Mängeln im Bereich der Corporate Governance wird gesprochen. Zudem zählen auch die politischen Risiken als Grund für die Unterbewertung des Aktienmarktes. Und noch immer hält der Staat seine Hand über viele Wirtschaftszweige, was Investoren auch abschrecken könnte. Es bedarf also guter Recherche, bevor man sich auf diesen Markt wagt, wo es am Ende eines guten Börsentages immer noch heißt: "Der Basar war gut."

Ein direktes Investment ist für Privatanleger ohne Handelslizenz und iranischen Broker noch nicht möglich. Bleiben Vehikel, wie der Fonds Turquoise Variable Capital Investment Fund, den das auf den Iran spezialisierte Investmenthaus Turquoise Partners Group mit Charlemagne Capital aufgelegt hat. Ein ETF von Turquoise soll folgen. (Bettina Pfluger, 21.1.2016)