Seit 2010 ist der Burj Khalifa mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. 2020 dürfte sich das ändern: In Saudi-Arabien wird dann, sofern alles nach Plan läuft, der Jeddah Tower mit 1.007 Metern Höhe eröffnet.

Nun liegen Pläne für ein noch höheres Projekt vor – und zwar nicht in Dubai oder China, wo die Türme derzeit nur so in den Himmel wachsen (DER STANDARD berichtete), sondern ausgerechnet im Irak: "The Bride", in der Hafenstadt Basra gelegen, soll inklusive Antenne 1.152 Meter hoch werden – ohne Antenne 964 Meter. Entworfen wurde der aus vier Türmen bestehende Komplex mit einer Grundfläche von 1,5 Millionen Quadratmetern von dem britisch-irakischen Architektenbüro AMBS.

Hier sollen Büros, Hotels, Wohnungen, Kongresszentren, Geschäfte, Schulen, Krankenhäuser und Parks Platz finden. Auch eine eigene Straßenbahn ist geplant.

Visualisierung: AMBS Architects

Der Name des Komplexes ist eine Anspielung auf den Spitznamen Basras, der "Braut des Golfs", der sich auf die fruchtbaren Böden der Gegend bezieht.

Der Südturm wird das höchste Gebäude sein und aus 241 Stockwerken bestehen. Die anderen Türme werden 723, 484 und 60 Meter hoch sein. Geplant ist der Komplex als "vertikale Stadt", die Türme sollen auf unterschiedlichen Ebenen mittels Gartenanlagen und Aufenthaltsflächen miteinander verbunden werden. Dadurch soll der Komplex laut den Architekten auch stabiler sein – und sicherer, weil es durch die miteinander verbundenen Gebäude mehr Fluchtrouten gebe.

Visualisierung: AMBS Architects

Wohlwissend, dass der Irak derzeit nicht unbedingt wegen spektakulärer Architektur Schlagzeilen macht, betonen die Architekten, dass die Provinz Basra "sehr ruhig" sei und weit von politischen und religiösen Spannungen entfernt liege. Zudem sei die Stadt aufgrund reicher Ölreserven eines der am schnellsten wachsenden Geschäftszentren der Welt.

Ein neuer Masterplan für die Innenstadt, der laut Medienberichten schon 2014 genehmigt wurde, sieht vor, dass die Kapazitäten der Stadt bis 2025 vergrößert werden, Gebäude daher in die Höhe wachsen müssen, um einer Zersiedlung vorzubeugen. Das Wahrzeichen dieser neuen Entwicklung soll "The Bride" werden.

Visualisierung: AMBS Architects

Ziel ist laut Architekten ein Nullenergiekomplex, der vom städtischen Stromnetz unabhängig ist. Die Türme sind so geplant, dass sie sich gegenseitig Schatten spenden. Ein 600.000 Quadratmeter großer "Baldachin" (der mit etwas Fantasie wie ein Brautschleier aussieht) soll den höheren Turm fast vollständig bedecken und auch die niedrigeren Gebäude sowie öffentliche Plätze beschatten – immerhin klettert das Thermometer in der Hafenstadt im Sommer regelmäßig auf über 50 Grad.

In den "Schleier" soll außerdem eine Hybridanlage aus Solarzellen und Sonnenkollektoren eingebaut werden.

Visualisierung: AMBS Architects

Im Unterschied zu anderen "Supertall Buildings" – also Türmen, die höher als 600 Meter sind – lege man bei "The Bride" viel Wert auf Flächeneffizienz, sagen die Architekten. Denn andere Türme würden nach oben hin stark ausdünnen.

"The Bride" werde zudem – im Gegensatz zu anderen Türmen – der Öffentlichkeit offen stehen. Einen Zeitplan für Baustart und Fertigstellung gibt es noch nicht. Die nächsten Schritte werden laut Medienberichten dann folgen, wenn die wirtschaftlichen Bedingungen in der Region günstiger sind. (zof, 22.1.2016)

Nachlese

In China wachsen die Wolkenkratzer in den Himmel

Visualisierung: AMBS Architects