Wien/Düsseldorf – Zu wenig Piloten, zu viele Verspätungen, zu ehrgeizige Ziele. Negativschlagzeilen in Deutschland kommen für Eurowings, die neue Billigschiene der AUA-Mutter Lufthansa, zur Unzeit. Bei der in Wien ansässigen Eurowings Europe sieht man sich davon nicht betroffen und erwartet auch keinen Imageschaden.

Eurowings Deutschland sei eine andere Linie, in Wien sei bisher nur ein Flug gecancelt worden, sagte Eurowings Europe-Geschäftsführer Robert Jahn am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. Mehr wollte Jahn zu den Problemen in Deutschland nicht sagen und verwies auf Aussagen der dortigen Gesellschaft.

Doch auch in Österreich ist der Start von Gegenwind begleitet. Bei Eurowings Europe gibt es vorerst keinen Kollektivvertrag (KV). Die Gewerkschaft warnt daher vor einer Unterwanderung der AUA-Crew und wirft der Fluglinie eine Verzögerungstaktik vor. "Es ist höchste Zeit, dass Eurowings seine Anfangsschwierigkeiten hinter sich lässt und professionell agiert", forderte Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luft- und Schiffverkehr in der Gewerkschaft vida, im Vorfeld des Pressegesprächs.

Offen für Gespräche

Das Österreich-Management zeigte sich am Mittwoch offen für Gespräche mit der Gewerkschaft. "Wir haben die Gespräche erst vor uns, aber wir wollen Arbeitsbedingungen schaffen, sodass Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten", sagte Co-Geschäftsführer Dieter Watzak-Helmer. Die Bezahlung der Piloten erfolge auf dem Niveau von Eurowings Deutschland sowie des neuen AUA-KV.

Von einer Unterwanderung könne man also nicht sprechen. Eurowings Europe sieht die Konzernschwester AUA nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. "Die Befürchtungen des AUA-Betriebsrats sind daher nicht berechtigt", meinte Watzak-Helmer. Eine Übertragung des AUA-KV auf Eurowings sei nicht möglich, da sich die rahmenrechtlichen Bedingungen der beiden Fluglinien unterscheiden. "Das ist nicht 1:1 anwendbar, weil die Routen anders sind und die Einteilung", so Watzak-Helmer.

Eurowings Europe hat seinen Sitz in Wien-Schwechat und nahm seine Flüge ab Wien im November 2015 auf – da allerdings über die Schwestergesellschaft Eurowings Düsseldorf. Der Flugbetrieb der Österreich-Gesellschaft soll "im Laufe des Frühlings" mit den Zielen Valencia, Alicante (beides Spanien) und Faro (Portugal) starten. Weitere Destinationen stehen noch nicht fest. Das sei, hieß es heute, "marktgetrieben". Langstrecken ab Wien seien aktuell nicht in Planung. Welche Drehkreuze die Airline abgesehen von Wien bedienen will, sagten die Manager nicht. Angedacht sind zwei bis drei Hubs im EU-Raum.

Im Fokus von Eurowings liegt das Privatreisesegment/touristische Segment, wo sich die Airline mit Preisen ab 30 Euro pro Flugrichtung als Billigflieger à la EasyJet und Ryanair positionieren will. Daneben werden auch teurere Tarife angeboten, die bis zum All-inclusive-Angebot für 150 Euro pro Richtung reichen.

19 Flugzeuge

Bis Ende 2017 will Eurowings Europe mit 19 Flugzeugen fliegen. Die ersten zwei würden in Wien stationiert. Dafür benötigt die Fluglinie 30 bis 40 Mitarbeiter am Boden und 70 in der Luft. Wo die restlichen Flugzeuge stationiert werden, werde erst eruiert, hieß es. Dementsprechend werde auch das Personal benötigt. Eurowings Europe sucht derzeit rund 400 Flugbegleiter und 200 Piloten. Während die rund 100 Co-Piloten innerhalb des Lufthansa-Konzerns lukriert werden sollen, sollen die Kapitäne aus dem freien Markt stammen.

Die Bezahlung sei "marktüblich", betonten die Chefs. Kapitänen winke ein Jahresbruttogehalt von 82.000 Euro, Co-Piloten von 44.000 Euro. Flugbegleitern bietet die Airline am Anfang 21.000 Euro brutto im Jahr, mit Berufserfahrung winken 25.500 Euro jährlich. Zum Vergleich: Das Einstiegsgehalt im Handel für Vollzeitbeschäftigte liegt bei 21.000 Euro brutto im Jahr.

Unabhängig davon, wo die Beschäftigten letztlich eingesetzt werden, werden sie nach österreichischem Recht angestellt. Für die Pilotenjobs hat die Fluggesellschaft bereits 2.000 Bewerbungen. Für die 400 verfügbaren Flugbegleiter-Posten gebe es 1.500 Bewerbungen, erzählte die Leiterin des Kabinenpersonals, Nicole Jung. (APA, 20.1.2016)