Rauno Andreas Fuchs, Geschäftsführer der Green City Projekt GmbH in München

Foto: Urban Future Global Conference

"Das Automobil ist für viele Entscheider nach wie vor eine heilige Kuh. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass wir den Autoverkehr eindämmen sollten, doch in den meisten Städten passiert nach wie vor viel zu wenig." So bringt Rauno Andreas Fuchs, Geschäftsführer der Green City Projekt GmbH in München, eine zentrale Problematik der heutigen Städte auf den Punkt.

Seit vielen Jahren hat sich der bekennende City Changer der Aufgabe verschrieben, Städte nachhaltiger zu machen. Als strategischer Berater unterstützt er Kommunen und Unternehmen bei der Definition und Erreichung von Zielen auf den Gebieten der nachhaltigen Mobilität, Stadtplanung und Klimaschutz.

Warum nach wie vor viel zu wenig in Sachen Klimaschutz in Städten passiert, erklärt er sich so: "Vielerorts fehlt einfach der Mut bei den Entscheidern, auch jene Projekte anzupacken und umzusetzen, die zunächst eventuell auf Widerstand stoßen können und deren positive Effekte nicht gleich für alle sichtbar sind."

Weniger Verkehr = höhere Lebensqualität

Rauno Andreas Fuchs hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Städte zu verändern und deren Lebensqualität zu erhöhen. Mobilität ist dabei einer seiner Schwerpunkte. Mit seinem Team von mehr als 20 Mitarbeitern bei Green City Projekt arbeitet er unermüdlich an neuen Ideen, aber vor allem daran, wie diese auch tatsächlich umgesetzt werden können.

Wenn Rauno Fuchs durch seine Heimatstadt München spaziert, sieht er vor allem eines: Herausforderungen. München zählt seit Jahren zu den am schnellsten wachsenden Städten Europas. "Es wird ständig enger, der Autoverkehr steigt stetig an und die Lebensqualität nimmt ab – auch, weil immer weniger Platz für jeden einzelnen Bewohner da ist." Dabei sei es kein Zufall, dass Fußgängerzonen in allen Städten so gefragte Lagen sind und die Preise für Wohnraum in jenen Lagen am höchsten seien, die das geringste Verkehrsaufkommen aufweisen.

Bike-Sharing und e-Taxis

Bereits vor mehr als 20 Jahren war Green City Projekt Mitbegründer des ersten deutschen Bike-Sharing Systems. Heute sind er und sein Team bei der Entstehung von Radschnellwegen in Bayern beteiligt, sie schreiben Mobilitätskonzepte für Kommunen und Regionen und setzen Lösungen z.B. im Bereich der Elektromobilität konkret um, wie zum Beispiel ein Deutsches Bundesförderprojekt im Bereich e-Taxis (das Leuchtturmprojekt Elektromobilität der Deutschen Bundesregierung). Dabei kann eine Flotte von Elektroautos als Taxis und zum Car-Pooling genutzt werden. Zum anderen wird ein Leichtbauauto mit Akkuwechselsystem entwickelt, das rein auf den Stadtverkehr zugeschnitten ist.

Darüberhinaus veranstaltet Green City Projekt die Münchner Blade-Night, die den Bewohnern ihre Stadt von den Autos zurückgibt, sowie Europas größtes Nachhaltigkeitsfestival: Mehr als 300.000 Menschen besuchen zweimal jährlich die Streetlife in München. "Das Thema Nachhaltigkeit ist in München inzwischen fest verankert", freut sich Fuchs.

Mut wird nicht immer belohnt

"An Ideen mangelt es heutzutage sicher nicht, um städtische Mobilität nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen", ist sich Fuchs sicher, "vielmehr daran, wie man Menschen dazu bewegt, umzudenken!" Menschen und vor allem Entscheider müssten für Veränderungen begeistert werden: "Für die Entscheider unserer Städte gilt, auch einmal bewusst mutige Entscheidungen zu treffen."

Diese mutigen Entscheider zählen für ihn daher auch zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren von nachhaltigen Städten – und sie haben es nicht immer leicht. "Entscheider sind heute durch elektronische Medien mit real-time Feedback konfrontiert. Bereits kleinste Bürgergruppen ersticken durch lautstarke mediale Reaktionen oftmals wirklich sinnvolle Initiativen. Selbst wenn sie nur einen winzigen Teil der Bevölkerung repräsentieren, sind Politiker aufgrund der medialen Lautstärke oft schnell entmutigt", stellt Fuchs fest.

Dabei gebe es so viele hervorragende Beispiele von mutigen Politikern und Stadtverwaltungen, die ihre Städte ganz aktiv verändert und viel nachhaltiger gemacht haben. Und ganz nebenbei die Lebensqualität für die Bürger deutlich erhöht haben. Egal ob es um die Reduktion von Automobilverkehr, die Förderung von Fahrradnutzung oder um das Thema Nachhaltigkeit insgesamt geht: "Man muss diese positiven Beispiele viel stärker verbreiten", ist sich Fuchs sicher. "Das steigert Motivation und Zuversicht vieler Entscheider".