Die Persiflage ist nicht vom Original zu unterscheiden.

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In ganz Österreich formieren sich momentan Bürgerwehren, die "der Bevölkerung mehr Schutz" bieten und "Straftaten verhindern" wollen. Obwohl sich die Wiener Polizei klar gegen solche Initiativen ausgesprochen hat, erfährt die Facebook-Seite der "Bürgerwehr Wien/Wien Umgebung" immer mehr Zulauf. Fast 3.500 Menschen unterstützen die Aktion mittlerweile. Sie sammelt momentan Mitglieder, um sie auf Patrouillen in einzelne Bezirke zu schicken. Auch in anderen größeren Städten wie Graz formieren sich Bürgerwehren.

Persiflage ähnelt Original stark

Neben Ablehnung durch die Polizei und eine Vielzahl an Kommentaren, die der Bürgerwehr Wien Rassismus vorwerfen, hat diese seit geraumer Zeit ein weiteres Ärgernis: einen Facebook-Troll, der Mitglieder und Interessierte regelmäßig in die Irre führt. Die Persiflage ist auf den ersten Blick nicht vom Original zu unterscheiden. Wer die Beiträge des später gegründeten Accounts aufmerksam liest, kann diese aber schnell als Satire enttarnen. Obwohl die Seite nur über 50 "Gefällt mir"-Angaben verfügt, ärgert sie das Original gewaltig. Denn potenzielle Mitglieder, die sich über die Bürgerwehr informieren wollten, könnten leicht auf die Fake-Seite gelangen.

Mitglieder in die Irre geführt

Dort werden die Intentionen der echten Bürgerwehr nach Strich und Faden veräppelt. "Geste Nacht habe erste erfolgreiche Mission zuende gemacht! 1 Vergewaltiga was hat geplant eine Anschlag auf unsere frauen is im Krankehaus jetzt", heißt es beispielsweise. "Wir machen sauber von asly, drogen terorr und sexualteter." Einige Personen wollten offenbar bereits an Treffen der Fake-Gruppe teilnehmen. Die Originalseite hat sich nun mit einem gepinnten Beitrag distanziert: "Dieser Mensch ist keiner von uns!", schreiben sie über den Facebook-Troll.

Schritte angekündigt

Die Bürgerwehr vermutet, man versuche sie "auf üble Weise mundtot" zu machen und sieht ihren "Namen und Werbeauftritt missbraucht". An eine Parodie glaubt die Bürgerwehr nicht, sie beklagt, dass der Fake-Account zu Selbstjustiz und Gewalt aufrufe. Besonders heikel für die Seite ist, dass die Persiflage Facebook-Meldungen des Originals schnell übernimmt und nur leicht abändert. So kommt es, dass immer mehr Nutzer nicht mehr zwischen den beiden Seiten unterscheiden können.

Ein Posting, in dem ein Betreiber der echten Seite ankündigt, Nutzer, die auf Grammatik- und Rechtschreibfehler hinweisen, zu sperren, wurde beispielsweise lange für Satire gehalten. (fsc, 20.1.2016)