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Countrymusic-Superstar Dolly Parton wird am Dienstag 70 Jahre alt. Und das meiste von ihr mit ihr.

Foto: EPA/HUGO PHILPOT

Wien – Wenn nun wieder alle über den sich beständig erhöhenden Anteil von Fremdstoffen und Ersatzteilen in ihrem Körper schreiben, ist das niemandem so egal wie Dolly Parton selbst. Es gibt wenige, die mit größerem Selbstverständnis über ihren Körper als "Work in Progress" sprechen als sie. Waren es früher Perücken und Schminke, entdeckte sie später die Möglichkeiten von Dr. Nip und Dr. Tuck. Berühmt geworden ist ihr Satz: "You have no idea how much it costs to look so cheap."

Zumindest der ist hundert Prozent Dolly Parton. Die heute ihren 70. Geburtstag feiernde Country- und Popsängerin ist auch für ihre Schlagfertigkeit berühmt.

Geboren wurde Dolly Rebecca Parton am 19. Jänner 1946 in Locust Ridge, Sevier County, Tennessee, in ärmliche Verhältnisse. Als viertes von zwölf Kindern beschreibt sie ihre Kindheit als dreckig, arm, aber glücklich. Viele ihrer Lieder beziehen sich auf diese Zeit. Mit sieben begann sie Gitarre zu spielen. Songs schreibt sie seit damals ununterbrochen. "Bevor ich eine Unterhose finde, entdecke ich einen Zettel mit einem Lied darauf", sagte sie einmal.

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Mit zehn trat Parton erstmals im Fernsehen, mit 13 in der Grand Ole Opry in Nashville auf, dem Herzen und Prüfstein des Fachs. Heute gilt sie als größter weiblicher Countrystar – und keine ihrer Kolleginnen ist so selfmade wie sie. 1964 zog sie nach Nashville und traf Porter Wagoner, der sie protegierte und in seine TV-Show nahm: The Porter Wagoner Show, eine Art Musiccountrystadl für Hinterwäldler mit TV-Geräten. Und davon gab und gibt es einige.

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Parton wurde an Wagoners Seite ein Star. 13 Alben nahmen die beiden auf, bevor sich Parton Mitte der 1970er emanzipierte. Ihr ihm gewidmetes Trennungslied I Will Always Love You war ein Hit. Als Elvis Presley ihn covern wollte und sein Manager die Rechte dafür verlangte, winkte Parton ab. Eine weise Entscheidung: Whitney Houston gelang damit ein Welthit, der Parton ein Vermögen einbrachte – wie Jolene, das ebenfalls hundertfach gecovert wurde.

Globaler Erfolg

Das schrille Energiebündel erkannte früh, dass das Musikbusiness aus Musik und Geschäft besteht. Und sie interessierte sich für beides. Das war mit ein Grund, warum Porter Wagoner hinter sich ließ. Sie wollte ein Superstar werden. Und zwar nicht bloß in einem Fach, sondern im globalen Pop. Um das zu schaffen, verwässerte sie ihre Countrymusik, machte sie gefälliger für den Mainstream.

Der globale Erfolg gelang ihr 1980 mit der Titelmusik des Films 9 To 5, in dem sie eine Hauptrolle spielte. Dann gab's kein Halten mehr. Ihrem Motto "Why aim for thousands when you can get millions" folgend, entfernte sie sich weiter vom Country, und landete mit Kenny Rogers und dem Schmalzfass Islands in the Stream einen weiteren Welthit.

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Dazu passten niveauadäquate Ausflüge ins Schauspielfach wie mit Das schönste Freudenhaus in Texas, in dem sie an der Seite von Burt Reynolds als Puffmutter Miss Mona die Röcke, die Stimmung und mehr hochhielt.

Damals wurde auch ihr ein Hanky Panky mit Reynolds nachgesagt, obwohl Parton seit 1966 mit dem Straßenbaumeister Carl Thomas Dean verheiratet ist. Der ist allerdings ein Mann im Schatten, der sich kaum an ihrer Seite zeigt, weshalb es Mutmaßungen gibt, Partons lebenslange Freundin Judy Ogle spiele eigentlich die erste Fidel in ihrem Liebesleben. Ein Gerücht, das die Patentante des Popgörs Miley Cyrus bis heute als Tratsch abtut.

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Musikalisch hat sich Parton Ende der 1980er kurz erfangen. 1987 veröffentlichte sie mit Linda Ronstadt und Emmylou Harris ein lapidar Trio genanntes Album, das mit einer Version von To Know Him Is To Love Him von den Teddy Bears glänzte. Aber im Wesentlichen tut sie einfach, was sie will. Mehr Platin, als in Form millionenfach verkaufter Alben an ihren Wänden hängt, hat Parton nicht einmal in ihrem Haar.

Mit ihrem Vergnügungspark Dollywood finanziert sie die von ihr gegründete Imagination Library – ein Projekt, das früh die Lesebegeisterung von Kindern wecken soll. Weit über 15 Millionen Bücher wurden bisher gratis verteilt. Darin sieht Parton die Chance, sich aus eigener Kraft leichter nach oben kämpfen zu können, so wie es der Schulabbrecherin Dolly gelungen ist.

Nicht ohne Schminke

Ihre eigenen Träume haben sich weitgehend erfüllt. Doch damit sind nicht alle Sorgen vom Tisch. Sie hofft, sagte sie einmal, dass sie nicht ungeschminkt sterbe. Und wenn doch, dass Carl da sei und sie bis zum Eintreffen der Rettung aufgeputzt habe. So viel Konsequenz muss sein. (Karl Fluch, 19.1.2016)