Sarah Schicher (rechts) spielte zuletzt 2014 im Nationalteam. Seither gab es keine Länderspiele mehr.

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Wien – Frauenbasketball und Österreich – das ist keine Erfolgsgeschichte. In der europäischen Rangliste sind 22 Nationen gelistet. Österreich ist nicht darunter. "Wir wären ungefähr auf Position 40", sagt Philipp Trattner, Generalsekretär im Basketballverband (ÖBV). Zuletzt spielte ein österreichisches Frauen-Nationalteam im Sommer 2014 – bei der EM der kleinen Länder. Immerhin, Österreich gewann das Turnier mit einem Finalsieg gegen Island. Die Isländerinnen probieren sich nun in der Qualifikation für die EM 2017. Trattner: "Sie machen keine schlechte Figur."

Österreich macht gar keine Figur, spielt nicht mit. So entschied es das Verbandspräsidium. Das war, bevor Trattner ins Amt kam. "Frauenbasketball wird stiefmütterlich behandelt", sagt er. Zuletzt spielte man in den 1990er-Jahren eine Quali. Nun will man an der im November 2017 beginnenden Ausscheidung für die EM 2019 teilnehmen. Trattner: "Die Spielerinnen sind vorhanden."

Es gibt also Hoffnung. Das U20-Team verpasste im Vorjahr nur knapp den Aufstieg in die A-Division. Und die größte Leistungsdichte gibt es bei den Geburtsjahrgängen 1999 bis 2001. Einen Anteil daran hat Peter de Leeuw. Der Schwede, Trainer der U14-Mädchen von Union Döbling, begann 2013 gemeinsam mit anderen Coaches Trainingscamps für 13- und 14-jährige weibliche Talente zu organisieren.

Es wurde der "Verein zur Förderung von Mädchen- und Damenbasketball in Österreich" gegründet. Das Ziel der Initiative: die Qualität zu verbessern und möglichst standardisierte Lehrinhalte weiterzugeben. De Leeuw: "Wir versuchen, eine Vision reinzubringen." Der Erfahrungsaustausch, auch unter den Trainern, sei sehr wertvoll.

Nachwuchsförderung

Sechs Coaches gehören zum Kern des Teams. Etwa zehn weitere sind gelegentlich dabei. Die Arbeit bei den Trainingslagern erfolgt freilich unbezahlt. De Leeuw: "Wir leben von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit." Sieben Camps wurden bisher abgehalten. Zwischen 20 und 70 Spielerinnen waren pro Termin dabei. "Wir haben viele Talente", sagt de Leeuw. "Aber es mangelt am Umfeld, in dem sie wachsen können." Zudem gäbe es ein großes Gefälle und es fehle noch immer an Breite. Ein Problem, so Trattner, sei auch, dass zahlreiche 17- bis 19-Jährige aufhören.

Sigrid Koizar blieb dabei. Die 20-Jährige sei derzeit Österreichs Basketballerin mit dem größten Potenzial. Die Niederösterreicherin spielt für die University of Maine, ist eine von sechs österreichischen Basketballerinnen in den USA. Inga Orekhova hat das US-Gastspiel schon hinter sich. Die, laut Trattner, "beste Basketballerin des Landes", war als bisher einzige Österreicherin in der Profiliga WNBA, dem Gegenstück zur NBA, tätig. Die 26-Jährige spielt nun bei Belfius Namur Capitale in Belgien, ist eine von zehn österreichischen Legionärinnen.

Zuschauermangel

2014 bestand das Nationalteam großteils aus Legionärinnen. Freilich wird auch hierzulande Basketball gespielt. Partien der heimischen Liga steigen vor maximal 150 Zuschauern. Trattner: "Es gibt auch Spiele mit 20 Zuschauern." Die Flying Foxes aus Wien, zuletzt neun Mal in Serie Meisterinnen, setzen vorwiegend auf ausländische Spielerinnen.

"Basketball", sagt Trattner, "ist in Österreich keine Primesportart." Nicht bei den Männern und erst recht nicht bei den Frauen. Für die Frauen fehle es auch international an Wertschätzung. Der Weltverband Fiba terminisierte die EM-Quali-Spiele während des Meisterschaftsbetriebes. Weil die meisten der Legionärinnen da nicht verfügbar sind, entschied der ÖBV eben gegen eine Teilnahme. Und mit hierzulande tätigen Spielerinnen sei man nicht konkurrenzfähig.

Immerhin, der Nachwuchs gibt Anlass zur Hoffnung. Die Erfolgsgeschichte freilich wird so schnell nicht geschrieben werden. (Birgit Riezinger, 18.1.2015)