Foto: Guido Gluschitsch
Foto: BMW
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Wien – Der BMW i8 wird 30 Jahre alt und damit jetzt zum Oldtimer. Grund genug für uns, den ersten Sport-Plug-in-Hybrid genauer unter die Lupe zu nehmen.

BMW zeigt mit dem i8, wie faszinierend man das Thema Plug-in-Hybrid umsetzen kann – und schreibt damit Automobilgeschichte, die auch in 30 Jahren noch lebendig sein wird.
Foto: Guido Gluschitsch

"Super-Hybrid", mit diesen Worten versuchten Journalisten 2010, den BMW Vision Efficient Dynamics in Worte zu fassen. Im Jahr zuvor hatte BMW das Konzeptfahrzeug auf der IAA, der Internationalen Automobil-Ausstellung, in Frankfurt vorgestellt. Das Design war atemberaubend, der Antrieb zukunftsweisend, der Verbrauch sensationell. Ein Dreizylinder-Turbo-Diesel und zwei E-Motoren brachten es auf über 300 PS Systemleistung – bei deutlich unter vier Liter Verbrauch. Gemessen wurde dieser damals noch auf dem Prüfstand, unter zwar genormten, heute aber reichlich skurril anmutenden Bedingungen.

300 PS Plug-in-Hybrid

Das Echo auf das Konzeptfahrzeug war so überwältigend, dass BMW bald ankündigte, den Wagen als i8 zu bauen. Ohne große Änderungen. Die Scherentüren blieben, die sportliche Form blieb, und die Idee vom 300 PS starken Plug-in-Hybrid blieb auch. Nur tauschte man den Diesel gegen einen 1,5 Liter großen Turbo-Benziner mit 231 PS und baute nur einen E-Motor mit 131 PS ein.

Vorne arbeitet ein E-Motor, im Heck der Drei-Zylinder-Benziner.
Foto: BMW

Wer bei dieser Geschichte an den BMW M1 denken muss, liegt goldrichtig. Nicht nur weil BMW mit dem M1 schon Ende der 1970er-Jahre einmal einen Prototyp, der ursprünglich nicht für den Serienbau angedacht war, doch vom Band laufen ließ. 2009 präsentierten die Münchner auf der Dubai Motor Show mit dem M1 Hommage eine Designstudie, die ebenfalls nie in Produktion gehen sollte und dem Vision Efficient Dynamics und damit dem späteren i8 wie aus dem Gesicht gerissen war.

Rund 30 Jahre vor dem BMW i8 fesselte der M1 die Menschen.
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100 Stück bis Ende 2015

Nur rund vier Jahre nach der Präsentation des Vision Efficient Dynamics wurden am 5. Juni 2014 die ersten acht Serienfahrzeuge an Kunden ausgeliefert. In Österreich kostete der Wagen in der Grundausstattung 129.900 Euro. Das war mehr als das Sechsfache eines Durchschnittsgehalts. Dennoch setzte BMW in Österreich bis Ende 2015 genau 100 Stück ab. Einige davon landeten statt auf der Straße direkt in Sammlungen.

Für Gepäck bleibt in diesem Wagen nicht viel Platz. Aber das ist für Sportwagen sogar recht üblich.
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Wer heute einen solchen Sammler-i8 findet und bekommt, muss tief in die Taschen greifen. Obwohl der i8 so faszinierend zu fahren ist – der Dreizylinder klingt wie ein Sechser -, sind kaum bewegte Fahrzeuge in gutem Zustand immer noch zu finden. Wegen ihres enormen Wertes gibt sie aber kaum jemand her.

Immerhin ist dieser Hybrid die Carbon gewordene Brückentechnologie zwischen Verbrennern und den folgenden E-Autos – damals nahm man an, dass Batterien und Wasserstoff die künftigen Speichermedien sein werden.

BMW setzte durchgehend auf Displays während andere noch analoge Anzeigen für Tempo und Tank hatten.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Originalakkus – 98 Lithium-Polymer-Akkus waren ab Werk verbaut und reichten für einen rein elektrischen Antrieb von fast 40 Kilometern – sind heute Rohstoffschätze. Ihrem Dienst, den Wagen gemeinsam mit dem Twin-Turbo-Benziner in deutlich unter fünf Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen, kommen sie nicht mehr nach. Wer sich die Mühe macht, Nachrüstakkus zu verbauen, kommt heute auf alltagstaugliche E-Reichweiten und Ladezeiten. Vernünftiger ist es, die seltenen Exemplare als Zeitzeugen der Revolution im Automobilbau zu erhalten, sie lediglich bei Hybrid-Treffen auszuführen und sich darüber zu freuen, dass man vor 30 Jahren noch wusste, wie man schöne und leichte Autos baut, die man – das war das Faszinierendste – noch selbst fahren konnte. (Guido Gluschitsch, 22.1.2046)

Nachlese:

BMW i8: Der Supersport-Hybrid, um den die anderen Kreise fahren