Wien/Belgrad – Ein Ex-Anwalt ist am Montag im Wiener Straflandesgericht als Drogendealer zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der 46-Jährige war im vergangenen Oktober auf der Ostautobahn (A4) mit einem Kilogramm MDMA erwischt worden. Das als Partydroge bekannte Rauschmittel, das der Jurist nach Belgrad hätte liefern sollen, befand sich unter der Motorhaube seines Autos.

Der Rechtsanwalt war bis zum Frühjahr 2015 in seiner Heimat Serbien seinem Beruf nachgegangen. 15 Jahre lang hatte er sich primär mit dem Strafrecht auseinandergesetzt. Mit Mitte 40 hatte er genug von der Juristerei – er übersiedelte nach Ibiza, wo er als Touristenführer tätig war.

Auf der beliebten Urlaubsinsel geriet der 46-Jährige rasch in Kontakt mit Kokain, auf das er schließlich nicht mehr verzichten konnte. Bald war er verschuldet. Um aus der finanziellen Klemme zu geraten, wurde dem Ex-Anwalt von seinem Dealer bzw. dessen Hintermännern ein Geschäft angeboten: Sollte er knapp ein Kilogramm MDMA nach Belgrad bringen, wurde ihm ein Erlass seiner Schulden in Höhe von 2.500 Euro in Aussicht gestellt.

Der 46-Jährige ließ sich darauf ein. Er flog nach Wien, wo er eine Nacht im Hotel verbrachte. Am 9. Oktober wollte er dann den mit einem Drogenpäckchen präparierten Pkw nach Belgrad bringen. Er geriet allerdings auf der A4 in eine Polizeikontrolle, in die auch ein Drogen-Spürhund einbezogen war. Prompt schlug der Hund an.

Umfangreiches Geständnis vor Gericht

Der 46-Jährige versuchte sich aus dieser misslichen Situation zu befreien, indem er den Polizisten ein Kokain-Briefchen überreichte und einräumte, das habe er zum Eigenbedarf eingesteckt. Weil der Spürhund danach allerdings nicht zum Bellen aufhörte, wurde das verdächtige Fahrzeug in eine Werkstatt gebracht und genauestens untersucht. Dort stieß man auf das Drogenversteck.

Vor Gericht legte der Ex-Anwalt nun ein umfassendes und reumütiges Geständnis ab. Verteidiger Leonhard Kregcjk wies auf die finanzielle Notlage seines Mandanten hin und bat um ein mildes Urteil. Der Schöffensenat (Vorsitz: Harald Craigher) kam dem durchaus nach, hatte das MDMA doch einen Reinheitsgehalt von 79,5 Prozent und wäre damit von den Abnehmern – einer von Belgrad aus operierenden kriminellen Organisation – noch zu strecken gewesen.

Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Ob der ehemalige Anwalt die Strafe in seiner Heimat oder in Österreich verbüßen wird, steht noch nicht fest. (APA, 18.1.2016)