Das Loch, das für den Einbruch in die Tresorwand gebohrt wurde.

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Terry Perkins, John Collins, Daniel Jones und Brian Reader (oben von links nach rechts) wurden bereits verurteilt, für Hugh Doyle, William Lincoln und Carl Wood (unten von links nach rechts) setzte es am Donnerstag Schuldsprüche. Insgesamt wurden bislang neun Täter gefasst.

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Bilder des Einbruchs von Überwachungskameras.

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Drei Jahre lang planten sie den letzten großen Einbruch. Ewige Kriminelle, die Rädelsführer längst im Pensionsalter. Sie verschafften sich am Osterwochenende 2015 Zugang zu einem als bombensicher geltenden Safe, räumten Schließfächer voller Gold, Diamanten und Bargeld leer – und entkamen vorerst, auch wegen haarsträubender Sicherheitspannen. Doch am Ende stellte sich heraus: So dumm wie die Verbrecher war nicht einmal die Polizei. Bislang neun Täter der von den Medien getauften "Opabande" wurden wegen des Coups schuldig gesprochen, drei davon am Donnerstag. Nach einem wird aber immer noch gefahndet.

Stets freitags traf sich ein Quartett mit insgesamt 278 Jahren auf den zunehmend gekrümmten Buckeln im Pub The Castle. Über Pints und Erdnüssen beratschlagten Brian Reader, 76, und seine Kumpanen eine letzte Großtat. Die Firma Hatton Garden Safe Deposit (HGSD) hatte es ihnen angetan, eines der Nervenzentren des Londoner Juwelenhandels. Rund um die Straße Hatton Gardens gibt es Dutzende Juwelierläden, und viele Geschäftsleute brachten ihre Kostbarkeiten abends und am Wochenende in den HGSD-Schließfächern unter.

Erfahrene Kriminelle

Reader und Terry Perkins, 67, besaßen einschlägige Erfahrung mit den schattenhaften Händlern von Hatton Gardens. Beide mussten wegen spektakulärer, 1983 verübter Raubüberfälle langjährige Haftstrafen verbüßen. Die Millionenbeute hatten sie damals im Umkreis von Hatton Gardens unters Volk zu bringen versucht.

Am Abend des Gründonnerstags 2015 verschaffte sich die Bande Einlass zum HGSD-Gebäude, kletterte durch den Aufzugschacht in den Keller und brachte einen Bohrer mit Industriediamanten in Anschlag. Dass Basil, der Elektronikspezialist, einen Fehler gemacht und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Alarm ausgelöst hatte, bemerkten die Täter nicht einmal. Denn die Polizei ignorierte das Signal, der Nachtwächter einer privaten Wachfirma rüttelte nur kurz an der Eingangstür und gab dann Entwarnung.

Die Juwelendiebe scheiterten zwar zunächst, kamen aber zwei Nächte wieder. Diesmal gelang es, ein Loch durch die Betonwand zu bohren. Zwei Bandenmitglieder zwängten sich hindurch, brachen 73 Schließfächer auf und erbeuteten Wertsachen im Wert von mehr als 18 Millionen Euro.

Anfängerbuch für Kriminelle

Der Millionencoup flog erst Tage später auf, und zunächst tappte die Polizei im Dunkeln. Die Anschaffung des Buches "Kriminaltechnik für Anfänger", das später bei einem der Täter gefunden wurde, schien sich gelohnt zu haben. Dann aber ging der Hinweis einer enttäuschten Geliebten ein, Bilder einer Überwachungskamera lieferten ein Autokennzeichen. Von der Polizei observiert ließ die Bande sich zu unvorsichtigen Bemerkungen hinreißen, ein Diamantenversteck auf einem Friedhof flog auf. Bei der versuchten Übergabe eines Teils der Beute wurden die Haupttäter geschnappt, der Rest war Routine.

Nach der Verurteilung von nun neun Drahtziehern und Mittätern jagt Scotland Yard nun noch Basil, der sich während der Tat geschickt mit einer roten Perücke getarnt hat. Auf seine Ergreifung ist eine Belohnung von umgerechnet 26.190 Euro ausgesetzt.

Bis heute fehlt übrigens ein Großteil der Beute. "Die haben einer Menge Leute sehr geschadet", klagt Juwelier Sammy Akiva, der bis heute unter Nervosität und Schlafstörungen leidet. Die Firma Hatton Garden Security Deposit musste 2015 Konkurs anmelden. (Sebastian Borger aus London, 16.1.2016)