In einem Probezimmer wurde experimentiert, wie lange die Reinigung dauert.

Foto: adeo Alpin

Mit den Skitestimonials Rainer Schönfelder und Hermann Maier ist es relativ leicht, die Werbetrommel für eine neue Hotelmarke zu rühren. Doch bei aller Prominenz: Ohne intelligentes Konzept wären die im ersten Hotel der beiden namens adeo Alpin in St. Johann in Tirol, das in wenigen Tagen öffnet, angebotenen Zimmerpreise kaum möglich. Ab 78 Euro soll ein Doppelzimmer in der Nebensaison direkt neben der Skipiste kosten. Für Familien gibt es Sonderpreise. Sind die Kinder unter fünf Jahre alt, gibt es zum Familienzimmer ein zweites, über eine Verbindungstüre angeschlossenes Doppelzimmer gratis dazu.

Hinter dieser für Mitbewerber herausfordernden Preiskalkulation steckt ein ausgeklügeltes System, das auf weitere Standorte ausgerollt werden soll und das auch für Investoren attraktiv sein könnte. Mit adeo Alpin wollen Schönfelder und Maier nämlich nicht weniger als die urbane Budgethotellerie in alpine Freizeitdestinationen transferieren. Dabei lautet das Credo: Konzentration aufs Wesentliche, alles andere wird weggelassen. Kofferträger etwa gibt es nicht, dafür absperrbare Ski- und Bekleidungsboxen. Auch ein Zimmerservice gibt es nicht, dafür frische Küche im Restaurant.

Lammfellteppiche sind ineffizient

Mit einem Probezimmer wurde experimentiert, wie lange die Reinigung dauert. Das Reinigen verfugter Fliesen im Bad braucht drei Minuten länger als jenes einer glatten Fläche, so ein Ergebnis. "Wir haben auch bemerkt, dass ein ursprünglich geplanter Lammfellteppich mit seinen Haaren so aufwendig zu putzen ist, dass wir eine Vollzeitreinigungskraft pro Jahr mehr gebraucht hätten", erzählt Schönfelder dem Standard. "Wir verzichten auch auf eine 24-Stunden-Rezeption, man kann mittels Handy über die ausgelagerte Buchungszentrale auch in der Nacht aus- und einchecken."

Das akribisch ausgetüftelte System ermögliche es, mit nur sieben bis neun Mitarbeitern (Vollzeitäquivalente) bei 84 Zimmern auszukommen. Alles andere ist ausgelagert, wie zum Beispiel das Restaurant. Der Gastro-Betreiber bezahlt aber keine Miete, sondern liefert eine reine Umsatzbeteiligung ab. "Wenn er gut lebt, tun wir es auch, ganz nach dem Prinzip "Je mehr, desto mehr", meint Schönfelder.

Weitere Projekte

Eigentümer des Tiroler Hotels ist zu 100 Prozent Hermann Maier. Der zweite Standort eröffnet am 31. Jänner in Zederhaus im Lungau, hier fungieren Schönfelder und die You Will Like It Investments als Investoren. Für die weiteren Projekte im Raum Schladming, Dachstein West, Montafon und Kärnten sollen auch Fremdinvestoren an Bord geholt werden. "Ich sehe das als gute Alternative zu einem Zinshausinvestment", meint Schönfelder, der als Gesellschafter die You Will Like It gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Thomas Schmid gegründet hat.

Während man sich bei Zinshäusern in Wien mit ein bis zwei Prozent Rendite zufriedengeben müsse, versprechen die Betreiber der adeo-Alpin-Projekte Fixrenditen zwischen drei und fünf Prozent plus Gewinnbeteiligung – je nach Standortqualität.

Während die Investoren für jeden Standort unterschiedlich sein können (auch Crowdfunding schließt Schönfelder nicht aus), bleiben Betreiber, Konzept und Lieferanten immer die gleichen. Hersteller wie Josko und Bramac liefern für alle Projekte – und deshalb günstiger. Außerdem kurbeln sie fleißig die Marketingmaschinerie mit an. So wurde bis jetzt ein Werbewert von rund 2,5 Millionen Euro geschaffen, wie adeo Alpin Geschäftsführer Thomas Schmid vorrechnet. Das hilft dann doch, die Auslastung nach oben zu treiben. (Heimo Rollett, 18.1.2016)