John Clare, "Reise aus Essex". € 14,90 / 70 min. Buchfunk, Leipzig 2015

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Erwartung ist die süßeste aller irdischen Freuden. Sie ist die lächelnde Hoffnung, die auf Zehenspitzen nach Vergnügen schaut – das Aufschneiden eines neuen Buches, das Aufgehen einer neu gepflanzten Blume im Frühling." Das schrieb der englische romantische Dichter John Clare (1793-1864). John wer? Selbst Anglophile dürften Schwierigkeiten haben, ihn einzuordnen. Dabei ist der Volksdichter in seiner Heimat noch heute bekannt.

Die von David Fischbach übersetzte und in Klang gesetzte Reise aus Essex war weniger Wanderung denn Marsch: anno 1841 innert vier Tagen fast 160 Kilometer, zu Fuß. War auch Flucht aus einer Nervenheilanstalt in Essex, in die er sich, depressiv, selbst eingeliefert hatte, und der Versuch, zurückzukehren ins Heimatdorf Helpston. Sein später geschriebener Bericht ist lyrisch und hart zugleich, schildert Armut, Kälte, Naturschönheit. Klug damit kombiniert Violin- und Theremin-Musik, dazu ein informatives Booklet über Clare ("Ich suche einen Ort, wo noch keiner lief"). Eine rundum schöne Entdeckung. (Alexander Kluy, Album, 16.1.2016)