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Noch ist Peter Prevc die eindeutig größere Nummer im Springerzirkus. Seinem jüngeren Bruder Domen wird aber mehr Talent nachgesagt.

Foto: REUTERS/Dominic Ebenbichler

Bad Mitterndorf – Die richtigen Worte zu finden, um Sloweniens Skisprungerfolge zu erklären, ist für Cheftrainer Goran Janus momentan nicht schwer. Erzielt Peter Prevc Höchstweiten, stellt er seinem Schützling noch im Schanzenauslauf Fragen wie diese über das Walkie-Talkie: "Bist du noch in der Luft, oder bist du schon in der Kabine?"

"Es ist unglaublich", sagt Peter Prevc, "dass ich das geschafft habe." Der 23-jährige Sieger der Vierschanzentournee schwebt in höheren Sphären. Im Weltcup war er in den jüngsten 16 Wettkampfsprüngen 14 Mal der Beste. Bei der Skiflug-WM am Kulm ist er klarer Favorit. Bislang galt Peter Prevc als der Mann, der zwar am spektakulärsten springt, dem aber der ganz große Sprung nicht gelingen wollte. Dabei hat er schon viele Medaillen gewonnen, acht sind es, Bronze- und Silbermedaillen, als Einzelspringer und im Team, bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Nur ein ganz großer Erfolg war nicht dabei. Im vergangenen Winter verlor er die große Kristallkugel punktegleich an Severin Freund, weil der Deutsche mehr Saisonsiege erreicht hatte.

Eine "wahnsinnige" Skisprungfamilie

Peter Prevc ist daran nicht zerbrochen. Sein Erfolg überrascht niemanden. "Weil er sich Schritt für Schritt an die Spitze herangearbeitet hat. Ich sehe keine Gefahr, dass er eine Eintagsfliege wird. Der Name Prevc wird aber so oder so weiter für Siege sorgen", sagt Miha Simnovec aus Ljubljana, der die Slowenen seit 15 Jahren als Journalist für die Tageszeitung Delo begleitet. Eine "wahnsinnige" Skisprungfamilie fordere nämlich die großen Nationen heraus. Denn es gibt nicht nur einen Prevc. Da wären noch die Brüder Cene (19) und Domen (16) sowie die Schwester Nika (10). Domen soll das Potenzial besitzen, den Sport zu revolutionieren. Cene sucht im Kontinentalcup seine Form, und Nika springt angeblich so gut wie gleichaltrige Burschen.

Primoz Peterka, Sieger der Vierschanzentournee 1997, zweifacher Gesamtweltcupsieger und derzeitiger Assistenztrainer bei Sloweniens Damen, sieht in Domen Prevc das größte Talent, weil er "unglaublich aggressiv springt. Er hat die Technik der Zukunft." Nach Domens zweitem Platz in Engelberg verstieg sich Deutschlands Coach Werner Schuster gar zur Aussage, "das ist fliegerisch das Beste, was es jemals gab. Das ist Prevc 2.0." Bei seiner Tourneepremiere in Oberstdorf musste aber auch das Wunderkind Lehrgeld zahlen, landete nur auf Rang 27. Domen Prevc wird behutsam aufgebaut, für die Skiflug-WM ist er noch nicht reif.

Begonnen hat das slowenische Skisprungwunder im kleinen Dorf Dolenja Vas in der Nähe von Kranj. Vater Dore, Betreiber einer Möbelfabrik und einst Hobbyspringer, brachte seine Kinder zum Sport. In Kranj gibt es mittlerweile auch ein Skigymnasium nach dem österreichischen Vorbild Stams. Der slowenische Verband hat investiert, von Kranj sind es nur 20 Kilometer bis zur Anlage in Planica. "Die Vorbereitung auf die WM ist top, in Planica wurde im Vorjahr Flutlicht auf der Normal- und der Großschanze installiert. Die Athleten konnten dadurch viel mehr Trainingssprünge absolvieren", sagt Simnovec.

In Slowenien gibt es insgesamt 86 kleinere und größere Schanzen. Miha Simnovec' Sohn ist neun Jahre alt und springt beim Ssk Menges, einem der zahlreichen Nachwuchsvereine. "Bei den Meisterschaften waren es zuletzt mehr als 70 Kinder allein in der Altersklasse bis neun Jahre."

Die Sprünge werden länger, die Wege kürzer. Die Mutter von Springer Juri Tepes näht mittlerweile die Anzüge für das Team, eine slowenische Firma liefert das Material. Früher musste sich der Verband in Materialfragen an Deutschland wenden.

Schweigsamer Flieger

Simnovec vergleicht Peter Prevc gerne mit Janne Ahonen, dem finnische Stoiker. Der dreimalige slowenische Sportler des Jahres gilt als ruhiger Typ, "mit uns spricht er auch nicht viel". Sloweniens Sportler seien aber grundsätzlich etwas zurückhaltend. Das gelte auch für Eishockeystar Anze Kopitar, den zweimaligen Stanley-Cup-Sieger.

Peter Prevc dominierte das Training mit 225 und 235,5 Metern, verpatzte aber die Quali, die der Norweger Anders Fannemel (233 m) gewann und die die Österreicher Stefan Kraft, Michael Hayböck, Manuel Fettner und Manuel Poppinger tadellos absolvierten. Auf dem Kulm strebt Peter Prevc zweimal Gold an. Sein Traum ist aber "ein Mixed-Bewerb, den nur Prevc-Familienmitgliedern bestreiten". (Florian Vetter, 14.1.2016)