Der Urheber der Terroranschläge in der indonesischen Hauptstadt Jakarta hat auf jeden Fall ein Ziel erreicht: Publizität. Kaum fielen die ersten Schüsse, liefen entlang der Thamrin-Straße die Mobiltelefone schon auf Hochtouren. Kaum explodierten die Körper der Attentäter, gingen Bilder und Videos vom Grauen rund um die Welt. Sekretärinnen, die im Bürofenster ihre Mobiltelefone hochhalten, Schaulustige, die ihrer Freundin zeigen wollen, dass sie dabei sind: Sie sind Propagandisten der Mörder – und Helfer dabei, deren Terror zu verbreiten.

Es ist ein Zeichen der Zeit, dass Mobiltelefone heute überall sind, alles filmen, alles aufzeichnen – auch solche Tragödien. Bevor man das nun aber verurteilt, gilt es zu bedenken: Es gibt dafür einen Markt, denn wir schauen uns diese Inhalte an. Angewidert vielleicht, aber fasziniert. Geben wir es doch zu.

Jakarta zeigt aber auch, dass soziale Medien ein Mittel gegen den Terror sein können; ein Mittel des Widerstands, gerade in Indonesien, einem Land mit einer weltweit betrachtet sehr hohen Dichte an Mobiltelefonbenutzern und Facebook-Mitgliedern. Noch während die Kugeln flogen, sagten tausende junge Twitter-User den Terroristen in kaum druckbaren Worten, wohin diese sich ihren Hass stecken können. Einer der am weitesten verbreiteten Hashtags aber war jener, den die Mörder gerade nicht gern lesen wollen: #wearenotafraid, wir haben keine Angst. (Urs Wälterlin, 14.1.2016)